Leverkusen Kulturkürzung: Künstler wollen sich deutlich wehren

Leverkusen · Kulturkürzungen? In Leverkusen? "Mit uns nicht", propagierten die Kunstschaffenden und versammelten sich auf Initiative von Petra Clemens und Claudia Sowa, den künstlerischen Leiterinnen, im Jungen Theater Leverkusen.

"Inzwischen reden alle über die Rettung des Museums. Das Schloss hat sehr prominente Fürsprecher. Aber mit keinem Wort werden die anderen geplanten Kürzungen für Musikschule, Jugendkunstgruppen oder Künstlerbunker erwähnt", führte Clemens aus. Ziel müsse der solidarische Zusammenhalt sein, forderte Sowa. "Meine Liebe gehört der Kultur", sagte Roswitha Arnold, Kulturausschuss-Vorsitzende und Grünen-Fraktionschefin, und stellte sich an die Spitze der Kulturoffensive. "Kürzungsvorschläge sind der falsche Weg, wir haben das Limit erreicht."

Fast drei Stunden dauerte am Montagabend die erste Zusammenkunft mit mehr als 100 Teilnehmern. An Ideen mangelte es nicht. Unter dem von Autorin Regina Schleheck kreierten Stichwort "Leverkunst für eine Levenswerte Stadt" war von Demonstrationen, Hausbesetzungen, Petitionen oder Flashmob die Rede. Hauptsache unbequem und störend.

Politikerin Brigitte von Bonin schlug Ausgabenkürzungen an anderer Stelle vor: "Man könnte locker auf zwei von insgesamt vier Bürgermeistern und auf Bezirksvertreter verzichten." Ein Lehrer der Musikschule hinterfragte: "Warum müssen wir mit Kunst und Kultur immer in die Defensive gehen? Die Musikschule ist doch ein Wirtschaftsfaktor, denn alle Mütter gehen einkaufen, während wir unterrichten." Symbolisch könne man tausende Kinderschuhe auslegen, als Zeichen dafür, dass man so viele Kinder von der Straße hole, lautete sein Vorschlag. Harry Plein, ehemaliger Leiter der Jugendkunstgruppen, echauffierte sich: "Es macht mich wütend, dass man eine Million Euro selbstverständlich in die Bahnstadt schiebt, aber im Kulturbereich 7,3 Millionen Euro kürzen will."

Steffen Meyn, Student und Filmemacher, argumentierte: "Sonst heißt es immer Fußball und Tabletten. Aber vor drei Jahren bin ich wegen der Kultur und der Menschen in die Stadt gezogen, und sie sind der Grund, warum ich bleibe. Kultur macht diese Stadt lebenswert." Musiker Pit Hupperten schlug vor, das Problem globaler darzustellen, also auch Bildung und Freizeit ins Boot zu holen. Ingrid Müller vom Kunstverein vermutete: "Die Politiker wissen gar nicht, was sie an uns haben." Ein Vorschlag lautete: "Wir sollten die offenen Türen des Oberbürgermeisters nutzen und ihm Kunstwerke schenken." Lachend entgegnete Petra Clemens darauf: "Zum Beispiel Galgenmännchen."

(gkf)
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