Leverkusen Kulturpolitiker verärgert über Vorschläge

Leverkusen · Das Entsetzen in den Gesichtern der Kulturpolitiker war deutlich, als sie gestern in einer gemeinsamen Sondersitzung von Kultur- und Finanzausschüssen über die "Optimierungspotenziale" informiert wurden, die Wirtschaftsprüfer von KPMG im Betrieb KulturStadtLev aufgespürt hatten. "Jetzt wird nur noch Material zerschlagen", ergriff Betriebsausschussvorsitzende Roswitha Arnold das Wort und fragte, wer eigentlich diese Ziele formuliert habe. "Kunst in öffentlicher Hand gehört uns allen und ist von daher nicht zu veräußern."

 Sorgenvolle Gesichter im Team von KulturStadtLev: (v.l.) Museumsleiter Dr. Marcus Heinzelmann, Musik-Dramaturg Horst A. Scholz, Forum-Dramaturgin Claudia Scherb und Musikschulleiter Jürgen Ohrem.

Sorgenvolle Gesichter im Team von KulturStadtLev: (v.l.) Museumsleiter Dr. Marcus Heinzelmann, Musik-Dramaturg Horst A. Scholz, Forum-Dramaturgin Claudia Scherb und Musikschulleiter Jürgen Ohrem.

Foto: RP-Foto Uwe Miserius

Außerdem finde sie es fragwürdig, den Zuschussbedarf des Museums auf die Stadtbewohner herunterzubrechen. Der Vorschlag einer Angebotserweiterung, nämlich Kinderbetreuung in der Stadtbibliothek anzubieten, sei geradezu lächerlich. Abgesehen davon empfehlen die Gutachter doch, es an bewährter Stelle, nämlich im Museum, zu zerschlagen.

"Es war ein eklatanter Fehler, bei Gründung der KSL die Gebäude einzubeziehen", so Arnold. Denn tatsächlich fließt in Erhalt und Sanierung der Bauten der größte Anteil des Kulturetats. "Ich hoffe, dass wir uns noch in Ruhe darüber unterhalten", sagte Hans Klose (SPD) und prophezeite, dass man bei Vollzug als kommunale Zombies vorgeführt würde, die "die kulturelle Seele der Stadt verkaufen". Nur einer fühlte sich gestern von den Wirtschaftsfachleuten bestätigt: Erhard Schoofs und seine Bürgerliste haben schon seit Jahren die Schließung des Museums und den Verkauf der Sammlung gefordert, um die Stadtfinanzen zu sanieren.

Thomas Eimermacher (CDU) betonte als Vorsitzender des Finanzausschusses: "Am Kahlschlag der Kulturarbeit hat hier keiner Interesse. Wir müssen uns fragen, was es uns wert ist, wenn wir uns zwischen Köln und Düsseldorf positionieren müssen." Hier die Lichter auszumachen, das sei kaum der richtige Weg. Bedenklich findet Stefan Baake (Bündnis 90/Die Grünen) den Vorschlag, in der Musikschule auf 70 Prozent Honorarkräfte umzuschichten. Auf die überwiegende Beschäftigung von Akademikern zu einem Hungerlohn zu setzten, das sei ein kritisches Unterfangen für einen städtischen Betrieb. Bis Ende Juni soll die Verwaltung ein eigenes Sparpapier vorlegen, wurde beschlossen. An den Beratungen soll die Politik beteiligt werden.

(mkl)
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