Leverkusen Kunst zum Sehen, Hören, Mitmachen

Leverkusen · Bayer Kultur stellt die Arbeiten von 18 Studierenden der Kölner Kunsthochschule für Medien vor.

 Charlotte Tribus schmiegt sich bei "Lunatic Cloud Ten" an die langsam aber stetig wachsende Wolke an.

Charlotte Tribus schmiegt sich bei "Lunatic Cloud Ten" an die langsam aber stetig wachsende Wolke an.

Foto: UWE MISERIUS

Größer könnte der Unterschied gar nicht sein. Wo vor zwei Wochen noch Kunstwerke der (klassischen) Moderne aus der Sammlung Bayer hingen, wird ab Sonntag mit "urban stage" hochaktuelle Medienkunst präsentiert. Wie groß die stilistische Spannbreite in diesem Metier ist, ahnt der Besucher schon beim Betreten des Erholungshauses. Auf der linken Seite ist auf zwei Bildschirmen die fünf Minuten lange Videoarbeit mit bewegten Porträts enger Angehöriger zu sehen, die der kolumbianische Künstler Camilo Sandoval als Hommage an seine Familie versteht. Auf der rechten dagegen eine gesellschaftskritische Wandskulptur, für die Andy Kassier das klassische Bildhauermaterial Marmor und goldene Schrift verwendet. Im Ohr hat man bereits den sphärischen Sound einer Licht- und Klanginstallation, und um die Ecke hängen riesige Schwarzweißabzüge von fast altmeisterlich inszenierten Szenen, die aus alten Bürostühlen zusammengebaut wurden.

In der Reihe "Kunsthochschulen zu Gast" hat Bayer Kultur bereits in den vergangenen Jahren das Erholungshaus Klassen verschiedener deutscher Akademien jeweils für eine Ausstellung überlassen. Dieses Mal sind es Absolventen der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln. Keine "Klasse", denn in der 1989 gegründeten KHM arbeiten Studienanfänger neben bereits Examinierten im Aufbaustudium auf sogenannten Plattformen. Die 18 Künstler, die sich für dieses Ausstellungsprojekt bei Bayer beworben haben, studieren also bei unterschiedlichen Kollegen, erklärt Professor Mischa Kuball, der die Schau auf Hochschulseite begleitet. Kuratiert hat sie Julia Ritterskamp, die neben Bayer-Kunstreferentin Andrea Peters und Kuball am Sonntag bei der Eröffnung sprechen wird.

An dem Tag und bei der Finissage am 11. März werden auch zwei Arbeiten belebt, die Besucher ansonsten nur unvollständig als Installation sehen können. Denn zwei Teilnehmerinnen haben die Form der Performance gewählt. Charlotte Tribus zeigt "Lunatic Cloud Ten" aus einer Serie von Performances zur Erforschung und Berührung von Strukturen. Während der 25 Minuten dauernden Aktion füllt sich ein weißer, zunächst unförmig von der Decke hängender Sack allmählich mit Luft. Mit derselben faszinierenden Langsamkeit bewegt sich die Künstlerin der wachsenden Wolke entgegen und schmiegt sich an deren Oberfläche. Die zweite Performance von Anne Weyler thematisiert die Spannung zwischen Materie und Geist. Während die Augen beobachten, staunen, suchen, dehnt sich der Körper im Raum aus.

Tina Rietzschel, geboren in Leverkusen, beteiligt sich mit zwei Fotografien aus einer ganzen Serie, die den magischen Moment beim ersten Blick aus dem Hotelfenster am Urlaubsort vermitteln. Esteban Ferro schuf eine Soundinstallation mit Sprechstimmen aus zwei miteinander verkabelten Holzboxen. Julia König fordert zur Interaktion auf. Besucher können auf ihrer Internet-Installation ihren Namen "googlen", der dann als Schriftzug und mit drei individuell zugeordneten Farben erscheint. Jede der 18 spannenden Positionen dieser Ausstellung ist ein Solitär.

"urban stage" Eröffnung am Sonntag, 15. Januar, 11 Uhr, Finissage am Samstag, 11. März, um 15 Uhr im Erholungshaus Nobelstraße 37. Geöffnet samstags, sonn- und feiertags 11 bis 17 Uhr.

(mkl)
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