Leverkusen "Kunstgymnastik" für jedermann im Bunker

Leverkusen · Die Künstlerinnen Katharina Meierjohann und Anna Matzek laden jeden, der mag, einmal im Monat in den Künstlerbunker zu thematisch geordneten, ansonsten freien Kunststunden ein.

Niklas ist nicht nur der jüngste, sondern auch der produktivste Teilnehmer in der Runde. Während alle anderen noch an ihrem ersten Werk arbeiten, hat er nach zwei Stunden Arbeit bereits drei Collagen fertig und zum Trocknen ausgelegt. Er mag jede Art von kreativer Arbeit, deswegen hat er seine Tante Marion List am Samstag zur "Kunstgymnastik" in den Künstlerbunker begleitet.Sie hat seit dem Beginn im Oktober jeden dieser Workshops besucht und findet, dass dieses Angebot mit einem Termin pro Monat genau die richtige Dosis ist.

Geleitet wird der offene Kurs von Katharina Meierjohann und Anna Matzek, die ein gemeinsames Atelier im Künstlerbunker haben. Auf die Idee brachten sie Ausstellungsbesucher, die nach einer Gelegenheit suchten, selbst praktisch zu arbeiten. Da die Volkshochschule in der zweiten Etage einen voll ausgestatteten Kunstraum hat, suchten beide die Kooperation. Seit Oktober dürfen sie ihn einmal im Monat nutzen. Und jedes Mal steht eine andere Technik auf dem Stundenplan, Unterstützung geben Künstlerkollegen aus dem Haus.

Am Samstag wurden Collagen angefertigt. Da brauchte man keine lange Einleitung, die Ideen kamen beim Durchblättern von Zeitschriften und Magazinen und schon wurde ausgeschnitten, gerissen, sortiert und geklebt. Im Dezember ging mehr Theorie voraus, denn da lernten die Teilnehmer Druckgrafik kennen. Das Metier von Harry Plein, der Tipps und Anleitungen gab und die Presse in seinem Atelier zur Verfügung stellte. Das fand Mechthild Felser besonders spannend, weil man die Ausrüstung sonst nicht zur Verfügung hat. "Es war verblüffend zu sehen, dass man auch mit ganz einfachen Materialien Druckgrafiken herstellen kann", erzählt sie. Etwa mit Styropor. Auch sie war bisher bei jeder Kunstgymnastik dabei. Erfahren hatte sie davon durch einen Flyer. Der Titel habe sie neugierig gemacht. Das war ganz im Sinne der beiden Bunker-Künstlerinnen, die keine sportlichen Übungsanleitungen geben, eher die Lehre von Formen, Farben und Proportionen. Sie wollen das Angebot nicht als Kurs mit festen Lerninhalten verstanden wissen. Sollte jemand einfach in Ruhe malen wollen, ist das in diesem Raum möglich. "Uns geht es auch darum, uns als Verein greifbarer zu machen und nicht nur hinter geschlossenen Türen zu arbeiten", sagt Anna Matzek. Bisher erprobten die Besucher die neuen Techniken nach Anleitung. Auch Hendrik Labuhn, der am Samstag erstmals gekommen war, aber gleich mit der ganzen Familie. Am selben Tisch sortierte seine Frau Sabine Wendling Fotos von Gemüse und Schokoladigem für Gute-Laune-Bilder, während sich Sohn David auf strenge Architektur konzentrierte.

Im Februar steht Zeichnen an, im März Action Painting. "Da müssen wir alles besonders sorgfältig abkleben", sagt Meierjohann. Dann stehen Tape Art, Fotografie, Drucken und Plastisches Gestalten an. Die Kunstgymnastik findet immer am ersten Samstag im Monat, 10 bis 15 Uhr im Künstlerbunker, Karlstraße 9, statt.

(mkl)
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