Leverkusen/Langenfeld Langenfeld wirbt Städten die Firmen ab

Leverkusen/Langenfeld · Dass die Nachbarstadt zurzeit Firmen in Düsseldorf und Köln direkt anschreibt, um sie zum Umzug in eines ihrer Gewerbegebiete zu bewegen, verärgert auch Leverkusen. Der Oberbürgermeister spricht von einem unfreundlichen Akt.

 Langenfelder Muskelspiele: (v.l.) Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder, Projektleiter Ulrich Beul und Bürgermeister Frank Schneider gefallen sich als "Wirtschafts-Wilderer" - Nachbarstädte reagieren verschnupft.

Langenfelder Muskelspiele: (v.l.) Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder, Projektleiter Ulrich Beul und Bürgermeister Frank Schneider gefallen sich als "Wirtschafts-Wilderer" - Nachbarstädte reagieren verschnupft.

Foto: rm (archiv)

Die Urheber in Langenfeld feiern sich als kreative Wirtschaftsförderer - in manchen Nachbarstädten, die finanziell weniger gut aufgestellt sind, wirkt die Aktion jedoch wie eine Kriegserklärung.

In Düsseldorf und Köln hängen seit ein paar Tagen 30 Großplakate an Einfallstraßen und Hauptbahnhöfen, die auf Vorzüge des Wirtschaftsstandorts Langenfeld hinweisen - gut erreichbare Flächen und eine mit 360 Punkten vergleichsweise niedrige Gewerbesteuer. Bürgermeister Frank Schneider (CDU) kündigte zudem vollmundig an: "Zusätzlich bekommen 1000 Düsseldorfer und Kölner Firmenchefs von uns kleine Umzugskartönchen mit einer Standortbroschüre und einer Checkliste zugeschickt."

Nicht nur im Düsseldorfer Rathaus reagiert man mit Befremden auf die Langenfelder Kampagne. Auch in Leverkusen sieht man den Vorstoß kritisch: Für Wirtschaftsförderer Dr. Frank Obermaier überschreitet die Nachbarstadt mit ihrer Werbeaktion eine rote Linie, auf die sich die Städte untereinander eigentlich verständigt hätten. Man werbe sich gegenseitig keine Firmen ab. Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn (ebenfalls CDU) ging in der Kritik sogar noch weiter, sprach auf Anfrage von einem "unfreundlichen Akt" Langenfelds.

50 000 Euro lässt sich die Nachbarstadt ihre von einer Agentur entwickelte Werbekampagne kosten. Auf einem der Riesenposter ist unter dem Slogan "Mehr Platz für gute Geschäfte in Langenfeld" beispielsweise ein am Schreibtisch sitzender Manager zu sehen, der mit dem Kopf an die Decke stößt. Zwei neue Gewerbegebiete hat Langenfeld gerade angelegt - die Werbeaktion soll attraktive Kunden sichern. Koste es, was es wolle?

Langenfelds Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder kann die Aufregung nicht nachvollziehen, wie sie auf Anfrage unserer Zeitung betont: " Wir werben ausschließlich in Düsseldorf und Köln - also in zwei Metropolen, denen das nun wirklich nicht weh tun dürfte." Es sei zurzeit auch nicht daran gedacht, die Werbung auch auf die unmittelbaren Nachbarstädte wie etwa Leverkusen oder Leichlingen auszudehnen", behauptet Schönfelder.

Leverkusens Wirtschaftsförderer Obermaier bleibt skeptisch. Auch die Stadt Monheim habe vor einiger Zeit schon einmal eine ähnliche Aktion gefahren. Obermaier will in überregionalen Städte-Verbindungen, wie etwa der Region Köln-Bonn, daraufhin wirken, dass die Langenfelder Abwerbeversuche gebrandmarkt werden. Gleichwohl sehen er und Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn keine konkrete Gefahr für eigene Gewerbegebiete, etwa den Innovationspark in Manfort.

Buchhorn verweist auf zwei neue Ansiedlungen, darunter den Radiologie-Anbieter Leßmann, die für mehr als 60 neuer Arbeitsplätze sorgen und das Gewerbegebiet weiter nach vorne bringen. Obermaier kündigt schon mal eine eigene Kampagne für die Gewerbestandorte im Stadtgebiet an, die innerhalb des kommenden Vierteljahres aufgelegt werde. " Wir müssen uns von niemandem verstecken", sagt der Wirtschaftsförderer - und dabei sei man auch nicht auf unfaire Mittel angewiesen.

(RP)
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