Leverkusen Legal, bunt und unterhaltsam: Graffiti-Künstler an der Bahnstadt

Leverkusen · Es ist laut. Unterhaltungen müssen gebrüllt werden, weil Hip-Hop-Beats aus den Boxen wummern. Und es riecht süßlich nach Farbe. An der Schallschutzwand am "Haus der Jugend" in Opladen sind Graffiti-Künstler zugange.

Nachfrequenz in Leverkusen: Grafittikünstler besprühen Wand
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Leverkusen: Graffiti-Künstler besprühen Lärmschutzwand

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Sie tragen Farbschicht um Farbschicht auf die "Hall" auf, auf die legal gesprüht werden darf. "Von unserer Seite aus dürfen wir die Mauer jederzeit anmalen", sagt Rüdiger Porsch, Leiter der Einrichtung.

Am Samstag fand bundesweit das Projekt "Nachtfrequenz" statt, bei dem in 90 Städten Jugendkulturprojekte organisiert wurden. "Wir waren hier schon immer sehr graffiti-orientiert", sagt Porsch. Deswegen gibt es neben 18 Künstlern, die die "Hall" neu gestalten dürfen, auch einen Graffiti-Workshop für Neueinsteiger, eine Tombola, den Hip-Hop-DJ, T-Shirt-Design oder eine BMX-Show.

Die Workshops seien dabei sehr gut nachgefragt gewesen — sogar von Kindern unter acht Jahren. "Wir wollen hier einfach zeigen, dass Graffiti nicht nur kriminelle Schmierereien im Dunkeln sind, sondern positive Kunst und Teil einer Jugendsubkultur", erklärt Porsch. Deswegen habe sein Haus der Jugend auch schon mal auf Leinwänden in der Wiesdorfer Fußgängerzone gemalt.

Einer der Künstler, die an der großen Schallschutzmauer arbeiten, ist Carsten Klett, 38 Jahre alt und Kunstlehrer. Schon um elf Uhr morgens rückten die ersten Sprayer an, um die Wand zu grundieren und erste Skizzen anzubringen. "Wenn du das lange machst, hast du natürlich irgendwann einen komplett eigenen Stil", sagt Klett (38). Da gebe es Leute mit einem Plan — und eben Leute die einfach drauf los arbeiteten.

Klett wuchs mit Hip-Hop als Subkultur auf, Graffiti habe ihm dann am meisten zugesagt. "Früher gab es ja fast keine Flächen, wo du das legal machen konntest", sagt Klett. Da habe man fast zwangsläufig illegal gesprüht. Ganz davon abhalten könnte man Jugendliche zwar nie. "Aber ich finde es super, dass es mittlerweile auch Flächen gibt, bei denen man das geregelt machen kann", betont Klett. Gerade an diesen Stellen regele sich die Szene auch selbst: "Ein Hakenkreuz würde hier nicht lange stehen bleiben, das wird sofort übersprüht." Welchen Reiz Graffiti ausübt, spüre er bei seinen Schülern, sagt Klett. "Wenn ich denen eine Dose in die Hand drücke, sind meistens alle gleich total begeistert." Die Nachfrage wächst — mittlerweile sogar soweit, dass es kleine Sprühdosen für Kinder gibt, die sich einfach und ohne Kraftaufwand benutzen lassen.

Von den großen Künstlern an der Wand, die teils weg vom Graffiti ins Malerische abdriften, ist Matti (10) noch ein wenig entfernt. Er steht vor seiner Leinwand und zeichnet die Skizze aus, die später einmal sein erstes Graffito werden soll. "Ich fand das schon immer cool", sagt Matti. Angemeldet hätten ihn und einen Freund die Eltern. Noch ist er am Bleistift, gleich soll es aber endlich an die Dosen gehen. Seine Skizze zeigt einen Stern und seinen Namen. "Manchmal sieht man ja ein Graffiti, und dann will man das auch mal selbst ausprobieren", sagt er.

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