Leverkusen Leverkusen, Deine Migranten

Leverkusen · Wie lebt es sich als Einwanderer in der Stadt? Leverkusener mit Migrationshintergrund berichten über ihre Erfahrung.

 Antonio Esposito, Evon Tawadrows, Mehrnoush Bakhtiari und Hacob Kalikian (v.l.) sind in Leverkusen angekommen: Sie fühlen sich generell gut aufgenommen - manchmal machen ihnen aber Nachrichten von Menschen, die hierzulande sterben, weil sie Ausländer sind, Angst.

Antonio Esposito, Evon Tawadrows, Mehrnoush Bakhtiari und Hacob Kalikian (v.l.) sind in Leverkusen angekommen: Sie fühlen sich generell gut aufgenommen - manchmal machen ihnen aber Nachrichten von Menschen, die hierzulande sterben, weil sie Ausländer sind, Angst.

Foto: Ralph Matzerath

Eines haben sie alle gemeinsam: Sie lernen an der Volkshochschule (VHS) Leverkusen Deutsch. Ihre Hintergründe und Eindrücke sind jedoch ganz verschieden. Die RP sprach mit ihnen über Rassismus, Pegida und darüber, ob Integration hier funktioniert.

Evon Tawadrows, 35 Jahre.

Sie verließ ihr Heimatland Ägypten vor drei Jahren aufgrund der schwierigen politischen Lage dort. "Ich habe Deutschland als ein willkommenheißendes Land erlebt, deshalb machen mir solche Bewegungen wie Pegida keine Angst. Mir gegenüber sind alle Menschen respektvoll, freundlich und hilfsbereit. Natürlich ist es für mich schwieriger, hier als Grafik-Designerin arbeiten zu können als für eine Deutsche mit der gleichen Ausbildung. Nichtsdestotrotz funktioniert die Integration sehr gut, und es wird viel für uns Ausländer getan - bestes Beispiel sind dafür die Deutschkurse an der VHS."

Hacob Kalikian, 32 Jahre. Da er in der syrischen Stadt Aleppo wegen des Bürgerkrieges nicht mehr sicher leben konnte, kam er vor einem Jahr nach Leverkusen. "Ich fühle mich in Deutschland sehr wohl - hier kann ich sicher leben. Egal, wo ich bisher in Leverkusen war: Es war immer alles gut. Auch in der Flüchtlingsunterkunft an der Manforter Straße, in der ich drei Monate gewohnt habe. Überall waren die Deutschen nett und höflich. Viele haben gesagt: Wir sind alle Menschen, und es gibt keine Unterschiede zwischen uns."

Mehrnoush Bakhtiari, 32 Jahre. Für eine Frau im Iran sei ein Leben in Freiheit nicht möglich. Deshalb machte sie sich vor zwei Jahren auf den Weg nach Deutschland. "Ich war zuerst in einer Flüchtlingsunterkunft in Braunschweig. Dort war es schrecklich. Das Bad bestand aus einem einzigen Raum mit vier Duschen für rund 60 Leute. Da ich damals noch kein Deutsch konnte, sagte man mir im dortigen Rathaus, dass man mir nicht helfen könne. Dabei brauchte ich zum Beispiel dringend ein Kinderbett für meinen Sohn. Ich war verzweifelt, habe viel geweint. Jetzt geht es mir besser. Ich habe eine Wohnung in Leverkusen, lerne Deutsch - ich fühle mich als Deutsche. Aber wenn ich in den Nachrichten sehe, dass hier Menschen sterben, weil sie Ausländer sind, bekomme ich Angst."

Maria Gans, 28 Jahre. Sie kam vor zwei Jahren der Liebe wegen aus Russland nach Deutschland. "Ich habe in Leverkusen meine Familie. Mit meinen blonden Haaren und blauen Augen falle ich nicht durch mein Äußeres auf. Damit das so bleibt, achte ich darauf, dass ich mit meiner Tochter in der Öffentlichkeit immer Deutsch spreche. Nur zu Hause sprechen wir Russisch. Ich habe es schon erlebt, dass manche Leute sehr unfreundlich reagieren, weil ich nicht perfekt Deutsch sprechen kann. In einem Kaufhaus sagte mir eine Verkäuferin, die ich nicht richtig verstand, ich solle erst Deutsch lernen und dann einkaufen. Ich kann aber sagen: Das war eine Ausnahme."

Kamiran Khalfan, 37 Jahre.

Er kam vor dreizehn Jahren nach Deutschland. In seinem Heimatland Syrien habe er keine Perspektive gehabt. "Ich war insgesamt in 15 Flüchtlingsheimen, eines davon war ein ehemaliger Schweinestall. Nachts bin ich von dem Gestank aufgewacht, wir bekamen nicht genug zu essen und ich wurde als "Kanake" beschimpft. Jetzt habe ich eine Aufenthaltsgenehmigung und eine Wohnung. Doch die ganzen Heime und die ständige Angst davor, abgeschoben zu werden, haben mein Selbstbewusstsein kaputt gemacht. Ich hatte lange Zeit das Gefühl, nicht willkommen zu sein."

(aks)
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