Prügel-Orgie vor Fußballderby in Leverkusen Fanbrief der Polizei blieb ohne Wirkung

Leverkusen · Mehrere hundert so genannte Fußballfans von Bayer 04 und dem 1. FC Köln haben sich am Samstagabend in Leverkusen-Küppersteg eine Schlägerei geliefert. Mindestens ein Beteiligter wurde verletzt. Ein Brief der Kölner Polizei half nicht.

Ein Kölner Vorsänger hält beim Derby sein Megafon in die Luft.

Ein Kölner Vorsänger hält beim Derby sein Megafon in die Luft.

Foto: dpa, ve

Die Prügel-Problematik ist fast so alt wie das Derby: Daher hatte sich die Kölner Polizei diesmal im Vorfeld der Bundesligapartie zwischen dem 1. FC Köln und Bayer 04 Leverkusen zusätzlich zu allen Vorbereitungsmaßnahmen noch eigens mit einem Fanbrief an beide Lager gewandt und gebeten: "Seien Sie gute Gastgeber und Gäste, indem Sie den Anhängern der anderen Mannschaft mit Respekt begegnen." Hier lesen Sie Auszüge aus dem Brief der Polizei.

Vergebene Liebesmüh, wie sich Samstagabend zeigte: Da droschen mehrere hundert so genannte Fußballanhänger von Bayer 04 und dem 1. FC Köln in Küppersteg aufeinander ein. Mindestens ein Beteiligter erlitt Verletzungen. Weitere Auseinandersetzungen unterband die Polizei mit starken Kräften. Personalien wurden festgestellt.

Die Polizei schildert die Situation so: "Am Nachmittag hatten etwa 250 Leverkusener Anhänger das Abschlusstraining ihrer Mannschaft auf dem Trainingsgelände der BayArena besucht und dabei massiv Pyrotechnik abgebrannt. Der entstehende Rauch hatte Auswirkungen bis auf den Verkehrsfluss auf der Autobahn 1. Nach dem anschließenden Besuch eines Basketballspiels in der nahegelegenen Ostermann-Arena begaben sie sich zum Lokal "Stadioneck."

Gegen 21.30 Uhr tauchten dem Bericht zufolge mehrere mit Kölner Anhängern besetzte Autos auf. Daraufhin schlugen Leverkusener mit Schlagstöcken und anderen Gegenständen auf die Fahrzeuge ein, wobei erheblicher Sachschaden entstand. Anschließend flüchteten die Kölner mit den Pkw unerkannt.

Zugleich näherten sich plötzlich etwa 150 weitere Kölner, von denen viele mit weißen T-Shirts bekleidet waren, über die Bismarckstraße und stürmten auf die vor dem "Stadioneck" versammelten etwa 250 Leverkusener Anhänger zu. Daraufhin maskierten sich die Leverkusener teilweise und bewaffneten sich mit Latten und Verkehrszeichen.

Im Verlauf der anschließenden Schlägerei flüchtete die Leverkusener Gruppe, wobei die Kölner sie bis zum Parkplatz Tannenbergstraße verfolgten. Von dort verteilten sich die Gruppen in die Leverkusener Innenstadt.

"Offensichtlich Verletzte haben sich ebenfalls entfernt und sich nicht zu erkennen gegeben", teilte die Polizei mit, die sofort Hundertschaften zusammenzog. Gegen 22 Uhr spürten die Einsatzkräfte etwa 80 Kölner Störer am Bahnhof Leverkusen-Mitte auf, die gerade in eine Regionalbahn Richtung Domstadt einsteigen wollten. Zeitgleich wurde auch eine etwa 100 Personen starke Leverkusener Gruppe von dem "Stadioneck" festgesetzt.

Die Polizei stellte von knapp 200 Beteiligten die Personalien fest. Bei beiden Gruppierungen wurde große Mengen Schlaggegenstände und so genannte Passivbewaffnung wie Quarzhandschuhe sichergestellt. Jetzt werde wegen Landfriedensbruch und gefährlicher Körperverletzung ermittelt, hieß es gestern weiter von Seiten der Polizei.

Was positiver Druck auf Anheizer und Stimmungsmacher bewirken kann, zeigt ein Blick in das Internetforum "Nettwerk Leverkusen" von Sonntag. Dort postete ein so genannter Fan am Tag nach der Prügelei: "Macht sie nieder, schiesst sie aus der Liga.......Scheiß FC" und stellte eine Karikatur dazu, die einen enthaupteten Kölner Geißbock unter einer Bayer-04-Fahne zeigt. Nachdem er von mehreren Bayer-Fans als armselig kritisiert wurde, räumte er schließlich ein: "Ok. War vielleicht bisschen drüber mit dem Post, ich bin halt nicht so für Köln. Lösche gleich." Tatsächlich entfernte er den Beitrag kurz darauf.

(RP)
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