Leverkusen Neun Jahre nach der Tat steht Einbrecher vor Gericht

Leverkusen · Genauso konsterniert wie am Montag auf der Anklagebank des Kölner Landgerichts musste der inzwischen 35-jährige Mann geguckt haben, als er auf den Tag genau vor einem halben Jahr bei seiner Durchreise an der deutschen Grenze festgenommen wurde.

 Der Fall wird vor dem Kölner Landgericht verhandelt.

Der Fall wird vor dem Kölner Landgericht verhandelt.

Foto: dpa, mb tmk

Beim Blick in den Fahndungscomputer entdeckten die Beamten einen internationalen Haftbefehl gegen den Montenegriner. Tatvorwurf: Er soll einer Bande angehört haben, die zwischen Oktober und Dezember 2007 an rund 30 Wohnungseinbrüchen - auch in Leverkusen - beteiligt gewesen sei, und dabei Beute im Wert von rund 150.000 Euro erzielt hat.

Weil er sich seiner Verhaftung am 19. Dezember 2007 entziehen konnte, als ein Observationsteam der Polizei die Einbrecher in Köln-Mülheim gestellt hatte, standen nur zwei seiner Mittäter vor Gericht. Sie wurden in den Jahren 2009 zu vier Jahren und neun Monaten bzw. 2010 zu drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Ein vierter Mann, offenbar der Kopf der Bande, soll auf der "verlängerten Flucht" mit einem Auto bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sein.

Ein Kumpel brachte den zur Tatzeit 26-Jährigen nach Paris, von da ging es zurück nach Montenegro. Dort versuchte der Mann, als Taxifahrer seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Der Beschuldigte, der sich derzeit vor der 14. Großen Strafkammer verantworten muss, kam 2007 ohne Visum nach Deutschland. Ein Kumpel, einer der späteren Mittäter, hatte ihn in seiner Heimatstadt an der Adria angesprochen, als er sich sowohl privat wie beruflich in einer "schlechten Lage" befunden haben will. In Deutschland war er schnell Mitglied einer Bande, die Wohnungseinbrüche beging und dabei Beute in Form von Schmuck, Elektronikgeräten und Bargeld gemacht hat. Seinen Anteil bezifferte er auf 35.000 Euro, deutlich mehr als jene 300 bis 400 Euro, von denen er in Montenegro damals leben musste. Indes blieb ihm nur ein kleiner Teil dieses Geld, das durch den Verkauf von gestohlenem Schmuck an einen Händler an der Mülheimer Keupstraße und Elektronik an einen Hehler, der sich die Ware abholte, erzielt wurde.

Das Gericht stellte bereits nach einem Rechtsgespräch klar, dass der Angeklagte nach einem umfänglichen Geständnis mit einer Freiheitsstrafe zwischen drei und vier Jahren rechnen könne. Seine Einlassung hat ihm eine Erleichterung beschert, er darf mit seiner Frau in Montenegro telefonieren. Die warte mit zwei Kindern auf ihn, ein drittes werde im Juli erwartet. Zu seiner Entlastung merkte die Vorsitzende Richterin an, dass er in den vergangenen neun Jahren nicht mehr strafrechtlich auffällig geworden sei. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.

(sg-)
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