Leverkusen Leverkusen: Rot für lesbische Ampelfrauen

Leverkusen · Sie halten Händchen, während sie über die Straße gehen und zwischen ihnen leuchtet immer wieder ein Herz auf. Schwul-lesbische Ampelpärchen, wie Wien und München sie einführen, sind in Leverkusen nicht so gern gesehen.

Sie halten Händchen, während sie über die Straße gehen und zwischen ihnen leuchtet immer wieder ein Herz auf. Es ist schon niedlich anzusehen, was sich München und Wien für ihre Ampeln ausgedacht haben. Schwul-lesbische Pärchen werden künftig einen Teil der Lichtzeichen-Anlagen dort zieren. Sie sollen "für ein buntes und vielfältiges Miteinander" werben, wie es ein SPD-Stadtrat in München ausdrückt. Eine Nachfrage in Leverkusen ergab jedoch: Hier stehen die Ampeln für schwule Ampelmännchen vorerst weiter auf Rot. Und das offenbar aus guten Gründen.

Ins Rollen gebracht hatte die Aktion die Stadt Wien im Vorfeld des Eurovision Song Contest, dessen jüngste Ausgabe von Conchita Wurst gewonnen wurde - einem Mann, der als Frau auftritt. In Wien lotsen die gleichgeschlechtlichen Ampelpärchen nun an rund 50 Stellen Passanten über die Fahrbahn.

In München, wo schwule Ampelmännchen zum Christopher Street Day installiert werden sollen, feiert die Grüne Fraktion im Rathaus, die das angestoßen hatte, die Aktion bereits als großen Erfolg.

Leverkusen: Leverkusen: Rot für lesbische Ampelfrauen
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Auch bei den Grünen hierzulande gibt es durchaus Sympathie für die Vorstöße. Eine Übernahme für Leverkusen lehnt Ratsherr und Bürgermeister Gerd Wölwer zurzeit allerdings ab: "Das ist eine tolle Aktion, wenn sie dort eingesetzt wird, wo das Thema Schwule und Lesben kontrovers diskutiert wird", sagte er gestern auf Anfrage. In Wien beispielsweise gebe es bereits seit einiger Zeit eine zugespitzte Debatte. "Da kann so ein Ampelmännchen ein wichtiges Statement sein."

In Leverkusen jedoch gebe es seines Wissens in dieser Hinsicht keine nennenswerten Anfeindungen. "Dafür haben wir andere Probleme", merkt Wölwer an - und die ließen sich leider nicht mit dem Austausch von Ampelmotiven lösen.

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Christian Syring, Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau, nennt weitere Gründe, warum das klassische Ampelmännchen in Leverkusen auch weiterhin die Anlagen zieren und nicht durch Pärchen abgelöst wird: "Die Straßenverkehrsordnung schreibt diese Form explizit vor", sagt er: "Wir würden schon Schwierigkeiten bekommen, wenn wir nur das alte DDR-Ampelmännchen nähmen, das in den neuen Bundesländern zu sehen ist."

Auch LED-gesteuerte Männchen, die bei Grün tatsächlich loslaufen und in Spanien bzw. Portugal eingesetzt werden, kommen Syring zufolge hierzulande rechtlich nicht infrage. Und schließlich handele es sich bei der Umrüstung der Ampel um eine freiwillige Ausgabe - was die Stadt finanziell zusätzlich in die Bredouille bringen würde.

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Zu teuer? Das will man beim Ampel-Hersteller Siemens nicht glauben. Die Kosten hielten sich in Grenzen, erklärte ein Sprecher. Es müssten lediglich Schablonen ausgetauscht werden, die dem Licht ein entsprechendes Motiv geben.

Neben der Werbung für Toleranz soll das schwule Ampelmännchen übrigens auch wissenschaftlich begleitet werden: Die Stadt Wien will die Auffassung untermauern, dass die leuchtenden Liebespaare Fußgänger davon abhalten, rote Ampeln zu überqueren. Ein Hingucker mit erzieherischer Wirkung also?

Der Düsseldorfer Verkehrspsychologe Volker Andreas Handels bezweifelt das - und er ist ist nicht der einzige seines Berufsstandes. "Wissenschaftliche Untersuchungen in dieser Richtung sind mir nicht bekannt", sagt er. Insofern klinge das Argument ganz so, als sei es "an den Haaren herbeigezogen".

(RP)
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