Leverkusen Traditionsgeschäft Paffrath sucht Nachfolger

Leverkusen · Hildegard Düster leitet den Laden seit mehr als 40 Jahren und setzt sich gegen das Internet durch.

 Das Traditionsgeschäft Paffrath in Leverkusen.

Das Traditionsgeschäft Paffrath in Leverkusen.

Foto: Anja Wollschlaeger

Gut sichtbar in der Opladener Innenstadt liegt das Traditionsgeschäft "Curt Paffrath", in dem seit mehr als 120 Jahren Schreib- und Spielwaren angeboten werden. Hinter einer Vitrine im Laden erinnern alte Steiff-Kuscheltiere an vergangene Zeiten.

In Hochzeiten arbeiteten bis zu 15 Angestellte in dem Laden. In der vierten Generation unter der Leitung von Hildegard Düster sind die Zeiten härter geworden. Grund ist vor allem der permanente Konkurrenzdruck durch großen Ketten und von Seiten des Internets. "Der Vertrieb ist schwieriger geworden", betont die 64-jährige Unternehmerin. Einen großen Vorteil zur Konkurrenz aus dem Internet sieht die Geschäftsführerin in der persönlichen Beratung ihrer Kunden vor Ort. "Um das Richtige zu finden, müssen sie doch alles anfassen und ausprobieren dürfen", sagt sie. Wenn es etwa um die Wahl des ersten Füllers für ein Kind gehe, sei die Entscheidung genauso wichtig wie das erste Paar Schuhe. Das wissen viele. Aber Düster klagt auch über Kunden, die sich bei ihr beraten lassen, um die Ware anschließend vermeintlich billiger im Internet zu kaufen. "Das geht doch nicht, dass wir uns Arbeit machen - und der Kunde sagt, er würde das dann online bestellen", kritisiert sie.

Die Anfänge des Geschäfts liegen im Jahr 1890, als in dem Haus noch die Gaststätte von Friedrich Wilhelm Paffrath untergebracht war, die wegen der guten Aussicht aus dem ersten Stock liebevoll "Café Himmelreich" genannt wurde. Paffrath hatte die fixe Idee, seinen Gästen nicht nur Kaffee, sondern auch Ansichtskarten, Kugelschreiber und Zeitungen anzubieten.

Sechs Jahre später gab er die Gastronomie ganz auf und meldete stattdessen eine Schreibwarenhandlung an. Der alte Paffrath vermachte den Laden 1921 seinem Sohn Curt, der das Sortiment noch um Spielzeug erweiterte. Als Paffrath Junior kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Gefangenenlager starb, führte seine Frau Minna das Geschäft weiter, bis sie die Tradition an ihre Tochter Ursula und deren Mann Karl-Heinz Düster - die Eltern von Hildegard Düsters verstorbenem Mann Curt - abtrat.

Hildegard Düster hatte eigentlich eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester gemacht, hängte den Job aber an den Nagel, als ihr Mann 1976 das Familiengeschäft übernahm. "Hier habe ich ja auch irgendwie viel mit Kindern zu tun", sagt Düster lächelnd. Viele Stammkunden von Paffrath kämen schon seit ihrer Kindheit und brächten nun ihren eigenen Nachwuchs mit. Auch Prominenz hatte die 64-Jährige schon im Laden. "Heidi Klums Mutter hat bei uns Spielzeug für ihre Enkel gekauft", erzählt Hildegard Düster.

Die Zukunft des traditionsreichen Schreib- und Spielwarenladens allerdings ist ungewiss. Ihre vier Kinder werden Paffrath nicht übernehmen. Für die Zeit, wenn Hildegard Düster in den Ruhestand geht, gibt es noch keinen Nachfolger. Bis jetzt aber hält sich der Opladener Familienbetrieb eisern.

(RP)
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