Leverkusen Leverkusener für TV-Preis nominiert

Leverkusen · Bernhard Schütz in der ZDF-Politsatire "Eichwald MdB" kann bester Schauspieler werden.

 Bernhard Schütz als "Eichwald MdB" (sitzend) - umgeben von seinen "treuen" Mitarbeitern.

Bernhard Schütz als "Eichwald MdB" (sitzend) - umgeben von seinen "treuen" Mitarbeitern.

Foto: zdf

Der "Spiegel" nennt ihn "eine Art Stromberg des Plenarsaals, der sich auf tragikomische Art in seinen selbst ausgeworfenen Fallstricken verheddert". Dabei sollte Hajo Eichwald so etwas eigentlich nicht mehr passieren. Der 56-Jährige ist seit 30 Jahren Bundestagsabgeordneter, ein Relikt aus der Bonner Republik. Doch er lässt kein Fettnäpfchen aus, weshalb er sich vor seiner Fraktionschefin (Maren Kroymann) oft rechtfertigen muss.

Trotz aller Pannen und Intrigen ist "Eichwald MdB" liebenswert, was eindeutig an der brillanten Leistung des Hauptdarstellers Bernhard Schütz liegt. Der Schauspieler von der Berliner Volksbühne ist für seine Interpretation des frustriert-engagierten Politikers jetzt für einen Hauptpreis der Deutschen Akademie für Fernsehen nominiert worden. Über die Preisträger in den 21 Kategorien entscheiden mehr als 700 Mitglieder, ähnlich dem "Emmy" in den USA.

Bei der Ehrung der Preisträger am kommenden Samstag im Museum Ludwig in Köln werden viele Leverkusener Bernhard Schütz die Daumen drücken. Insbesondere Lehrer und Ehemalige des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, denn dort absolvierte der Schauspieler seine ersten Gehversuche auf der Bühne: "Es gab dort diesen unglaublichen Lehrer Heinz Blaßhofer", berichtete Schütz unlängst im Interview: "ein Mensch mit enormer Ausstrahlung und der Fähigkeit, junge Leute fürs Theater zu begeistern. Wir haben richtig schwere Stücke gespielt, die wir zwar oft nicht komplett verstanden, aber mit Herzblut auf die Bühne brachten."

Er selbst bewarb sich nach der Schulzeit übrigens heimlich an der Berliner Hochschule der Künste: "Ich war nur mal hingefahren, ohne große Hoffnung. Und natürlich wussten meine Eltern nichts davon", erinnert er sich. Als er seine Mutter anrief, um ihr zu sagen, "ich bin genommen worden", stand sie gerade in der Küche am Herd. Sie meinte nur: "Aha, dann sag das jetzt mal deinem Vater." Der antwortete trocken: "Na ja, zur Müllabfuhr kannst du ja immer noch gehen." Ein wenig stolz seien sie später aber schon gewesen, sagt Schütz.

Im ZDF und auf "neo" läuft "Eichwald MdB" - viel zu spät am Abend, wie die vielen Fans finden, die die Serie inzwischen vor allem in sozialen Netzwerken als "Kult" feiern.

Irgendwie liebenswert ist der Typ auf jeden Fall: Zwischen all den alten Kollegen, die inzwischen vegetarisch leben sowie den jungen Überfliegern wirkt Eichwald wie eine aussterbende Gattung - und damit schon fast wieder schützenswert.

Beispiel gefällig? In einer Folge gerät er unter Verdacht, bei einer Ausschussreise nach Brasilien in einem Bordell verkehrt zu haben. In seinem Koffer findet er eine Rechnung, auf der "Servicos Diversos" mit 361,50 US-Dollar steht. Also versuchen seine Mitarbeiter Krisenmanagement zu fahren, während sie sich heimlich bei Eichwalds Konkurrenten um eine Stelle bewerben.

Ende vom Lied: Als der Server mit den Anrufen wieder funktioniert, taucht ein Anruf von Eichwald auf, der zwei Stunden lang betrunken redet und sich damit entlastet. Die hohen Kosten waren nicht für sexuelle Dienstleistungen, sondern für das Telefonat nach Deutschland. Wenn das nicht einen Preis wert ist. .

(RP)
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