Leverkusen Zwei starke Frauen boten etwas Jazz

Leverkusen · Zwei Front-Frauen bestimmten zwei Konzerte der Jazztage. Die französische Nouvelle-Chanson-Sängerin Zaz sorgte für volles Haus. Die US-amerikanische Musikerin Melody Gardot (fast) ebenso. Für beide Damen gilt: absolut stark. Samt ihrer Begleitmusiker.

 Zaz sang vor ausverkauftem Haus im Forum.

Zaz sang vor ausverkauftem Haus im Forum.

Foto: UWe Miserius

Zwei Sängerinnen, zwei Jazztage-Abende, die den insgesamt weit über 3000 Besuchern einen Eindruck vermittelten, was Frauen alles so singen können. Ausnahme: Der klassische Operngesang wurde nicht geboten. Aber was die französische Nouvelle-Chanson-Sängerin Zaz und die US-amerikanische Jazz-Sängerin Melody Gardot im Forum demonstrierten, deckte ein sehr weites Spektrum ab. Die Vorstellung von Zaz war ausverkauft, die von Gardot gefühlt ebenfalls, obwohl es laut Veranstalter noch einige Tickets an der Abendkasse gab.

Abgesehen davon, dass es an beiden Abenden sehr warm im Terrassensaal war (was nicht nur an den musikalischen Darbietungen lag), wurde den Zuhörern auch richtig warm ums Herz. Auffallend: Beide Stars hatten brillante Begleitmusiker mitgebracht, die ihr Können immer dann richtig entfalten konnten, wenn sie gewissermaßen "von der Leine" gelassen wurden, also nicht nur den klanglichen Hintergrund für die Front-Frauen bildeten.

Mit Jazz hatten beide Vorstellungen manchmal etwas zu tun, wenngleich in den beiden Biografien von Jazz-Sängerinnen zu lesen ist. Beide boten ebenso unbeschwerte wie besinnliche Stücke. Beide gelten als Songwriter. Beide brachten auch einige Sätze in Deutsch zustande. Aber damit erschöpfen sich dann auch die Gemeinsamkeiten der Künstlerinnen, die am Freitag und Samstag in Leverkusen waren. Singende Frauen im Jazz haben eine lange Tradition, denkt man nur an Ella Fitzgerald oder Billie Holiday. Die aktuelle Liste reicht von Diana Krall bis Alicia Keys, irgendwo dazwischen sind dann Zaz und Gardot anzusiedeln. Zaz stellte zahlreiche Songs ihres neuen Albums vor. Und obwohl sie vorwiegend in französischer Sprache sang, kannten viele ihre Texte. Ob diese Zuhörer wohl Französisch als Leistungskurs in der Schule hatten?

 Melody Gardot begleitete ihren Gesang auch selbst mit.

Melody Gardot begleitete ihren Gesang auch selbst mit.

Foto: Uwe Miserius

Bei Melody, die ihre mitunter auch ausführlichen Ansagen in Englisch formulierte, konnte der Bildungsnormalbürger schon mehr verstehen. So hatte die Amerikanerin, die auch selbst Gitarre spielt und sich ans Klavier setzt, eigens die Liste ihrer Stücke etwas geändert, als ihr mitgeteilt wurde, dass sie vor einem stehenden Publikum auftreten würde. Und sie trug völlig neue Songs vor, die noch nicht irgendwo in gespeicherter Form zu finden sind. Gut so.

Mit Zaz und Gardot ist das Künstlerinnen-Reservoire für die Jazztage noch nicht erschöpft, am Donnerstag folgt eine "Woman's Night" mit Sophie Hunger und Avery Sunshine, die ebenfalls als Songwriter fungieren. Ohnehin scheinen die 36. Leverkusener Jazztage unter der Überschrift "Songwriter" zu firmieren; denn am Samstag kommt noch der Songwriter Philipp Poisel, der zwar nicht als Jazz-Sänger einzuordnen ist, vielmehr als "popmusikalische Erscheinung" angekündigt wird. Die Jazztage sind halt kunterbunt.

(sg-)
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