Staatsanwalt ermittelt Mädchen stirbt in Obhut von Solinger Pflegefamilie

Solingen · Ein zweijähriges Mädchen aus Leverkusen ist vergangene Woche in Solingen gestorben. Es war seit einem Jahr in einer Solinger Pflegefamilie untergebracht. Die Todesursache des Kindes ist unklar.

Rund eine Woche, nachdem ein in einer Solinger Pflegefamilie untergebrachtes Kleinkind im Klinikum gestorben ist, herrscht weiterhin Entsetzen angesichts des Falls. Das zweijährige Mädchen war mit schweren Verletzungen, die es sich bei einem Sturz aus einem Hochstuhl zugezogen haben soll, ins Krankenhaus eingeliefert worden. Doch dort konnten die Ärzte der Kleinen zum Schluss nicht mehr helfen. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Wuppertal Ermittlungen zur Todesursache aufgenommen.

Das bestätigte am Mittwoch der bei der Behörde für Kapitaldelikte zuständige Oberstaatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt auf Anfrage unserer Redaktion. Es gelte nun, die genauen Umstände zu klären, die zum Tod der Zweijährigen geführt hätten, sagte Kaune-Gebhardt, der zudem betonte, staatsanwaltschaftliche Ermittlungen seien in einem Fall wie dem vorliegenden üblich. "Es ist normal, dass bei nicht feststehender Todesursache Untersuchungen durchgeführt werden", unterstrich Oberstaatsanwalt Kaune-Gebhardt.

Tatsächlich werfen der Tod des kleinen Mädchens, aber auch die Verletzungen am Körper des Kindes eine Reihe von unbeantworteten Fragen auf. "Beispielsweise muss geklärt werden, inwieweit die Verletzungen auch bei Wiederbelebungsversuchen entstanden sein könnten", hieß es am Mittwoch von der Staatsanwaltschaft, die parallel dazu weitere Spuren verfolgt.

Unstrittig ist bislang, dass das Mädchen, das aus Leverkusen stammt, im vergangenen Jahr vom Jugendamt Leverkusen aus seiner eigenen Familie genommen und in die Obhut der Solinger Pflegefamilie gegeben worden war. Dabei hätten die Pflegeeltern - wie bei allen Familien üblich, die sich um fremde Kinder kümmern - über eine Pflegeerlaubnis verfügt, die wiederum vom Solinger Jugendamt ausgestellt worden sei, sagte am Mittwoch die zuständige Leverkusener Jugendamtsleiterin Angela Hillen. Sie verwies darüber hinaus darauf, das Kleinkind sei seinerzeit in seinem eigenen familiären Umfeld "gefährdet" gewesen.

Aus diesem Grund wurde im Frühjahr 2016 der Sozialdienst Katholischer Frauen zum Vormund des Mädchens bestimmt. Und der Intensivpädagogische Dienst Bergisches Land vermittelte schließlich den Kontakt zu der Solinger Pflegefamilie, die seitdem im Monatsrhythmus immer wieder kontaktiert wurde.

Eine letzte Überprüfung fand erst vor wenigen Wochen statt. Im Mai wurde die Pflegefamilie noch einmal unter die Lupe genommen, weil es zuvor Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung gegeben hatte. "Diese Vorwürfe erwiesen sich allerdings als haltlos", betonte eine Sprecherin der Stadt Solingen am Mittwoch.

Das Jugendamt in der Klingenstadt selbst hatte keine Kinder in der Obhut der betreffenden Familie. Gleichwohl kommt es auch in Solingen vor, dass Kinder, die nicht länger in ihrem eigenen familiären Umfeld leben können, in anderen Städten untergebracht werden. "Dies kann zum einen daran liegen, dass es bei uns gerade keinen freien Platz gibt", sagte die Rathaus-Sprecherin, die weiter "fachliche Erwägungen nannte, die eine Unterbringung fernab des gewohnten Umfeldes in Einzelfällen angezeigt erscheinen lasse.

Wann mit Ergebnissen der augenblicklich laufenden Untersuchungen zum Tod des zweijährigen Mädchens zu rechnen ist, bleibt abzuwarten. Oberstaatsanwalt Kaune-Gebhardt stellte in diesem Zusammenhang klar, die anstehenden Ermittlungen seien durchaus umfangreich.

(or)
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