Lkw-Sperre an A1-Rheinbrücke Autofahrer bekommen Schranke aufs Dach und fordern Schadenersatz

Mehr als 20 Autofahrer fordern Geld vom Landesbetrieb Straßen.NRW, weil ihre Autos an der Lkw-Sperre beschädigt worden sind. Die Behörde will aber nicht zahlen. Die Autofahrer seien selbst schuld.

Minister Groschek nimmt Lkw-Sperre an A1 in Betrieb
16 Bilder

Minister Groschek nimmt Lkw-Sperre an A1 in Betrieb

16 Bilder
Foto: Miserius, Uwe

In den Lkw-Sperren vor der maroden Leverkusener Rheinbrücke kommt es nach Angaben des Landesbetriebs Straßen.NRW zunehmend zu Problemen mit hindurchfahrenden Pkw. Und zwar mit solchen, "die die rote Ampel missachten und dann die Schranke aufs Dach kriegen", berichtet Timo Stoppacher, Sprecher des Landesbetriebs.

Das passiert, wenn Autos durch die Sperre fahren und hinter ihnen ein zu schwerer Lkw in die Anlage fährt. Dann senkt sich vor den Autos die Schranke, die eigentlich den Lkw stoppen soll. Einige Autofahrer geben dann trotz roter Ampel Gas, um noch unter der sich senkenden Schranke hindurch zu kommen. Manche sind zu langsam, und die Schranke berührt das Dach.

So funktioniert die Lkw-Sperre
6 Bilder

So funktioniert die Lkw-Sperre

6 Bilder
Foto: Radowski

Bis zu drei Dutzend Fälle

Die Folgen: ein Schaden an der Schranke, am Auto - oder an beidem. "Die Autofahrer rufen dann bei uns an und fragen, wer ihnen den Schaden am Wagen bezahlt." Antwort: der Fahrer selbst. "Denn er ist ja bei Rot gefahren. Das können wir auch durch die Videokameras überprüfen." Entstehe ein Schaden an der Schranke, erstatte der Anlagenhersteller Anzeige gegen den Fahrer.

Zwei bis drei Dutzend solcher Fälle verzeichne man seit Inbetriebnahme der Schrankenanlagen an der Autobahn 1. "Wobei es anfangs nur ganz selten vorgekommen ist, die vergangenen vier Wochen jedoch vermehrt", sagt Stoppacher. Grundsätzlich dürfen Pkw, die nicht zu schwer und zu breit sind, die Sperren passieren. Sie müssen aber, wie die Lastwagen, die Ampeln beachten.

Dobrindt will 700-Euro-Strafe für Lkw-Fahrer

Rund 15.000 Lastwagen landeten seit Ende September in einer der vier Sperren vor der Leverkusener Brücke. Darüber hinaus liegen dem Landesbetrieb 29 Fälle vor, in denen Lkw-Fahrer die Schranken ignorierten und dennoch die Brücke querten. "Laut Angaben des Anlagenherstellers wurden bisher 21 Alu-Schranken irreparabel beschädigt und mussten ersetzt werden", berichtet Stoppacher.

Nach dem Willen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sollen Lkw-Fahrer, die eine Brückensperrung vorsätzlich missachten, künftig mit einer Geldbuße von 700 Euro und einem Fahrverbot von drei Monaten bestraft werden. Der neue Bußgeldtatbestand sei im Rahmen der laufenden Novelle der Straßenverkehrs-Ordnung auf den Weg gebracht worden. "Damit sollen die Lkw-Fahrer vor einem solchem Verstoß wirksam abgeschreckt werden", teilt das Bundesverkehrsministerium auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Ursprünglich waren 1000 Euro Bußgeld im Gespräch

Der Vorsatz-Tatbestand greife, "wenn die zuständige Straßenverkehrsbehörde ein Durchfahrtverbot entsprechend ausgeschildert hat und zusätzlich durch verkehrstechnische Einrichtungen, zum Beispiel rot-weiße Leitborde, -schwellen, -baken oder Höhenkontrollbrücken, den Verkehrsraum derart eingeengt hat, dass die Fahrspur nur noch für den zugelassenen Pkw-Verkehr verkehrssicher befahrbar ist". Solche Verbote würden weiträumig im Vorlauf auf die Engstelle angekündigt und in der Regel mit zusätzlichen Warnschwellen versehen.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) hatte im Bundesrat ein Bußgeld von 1000 Euro für "Brückensünder" angeregt. Laut Bundesverkehrsministerium hat sich Dobrindt "unabhängig von Initiativen aus den Ländern" für den neuen Bußgeldtatbestand eingesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort