Leverkusen Luftsportclub bietet den "Tag im Cockpit": Heimat aus der Luft erleben

Leverkusen · Das Angebot: Zwei Stunden Theorie und Fliegen gibt es zum Festpreis von 205 Euro.

 Motorflugreferent Robert Brück (68), ein Opladener, hat inzwischen mehr als 1000 Flugstunden gesammelt.

Motorflugreferent Robert Brück (68), ein Opladener, hat inzwischen mehr als 1000 Flugstunden gesammelt.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Sich lautlos wie ein Vogel in die Lüfte schwingen zu können - dieser uralte Traum der Menschheit ist durch die moderne Fliegerei fast real geworden. Aber die Heimatstadt aus der Luft zu betrachten, ist für die meisten Menschen immer noch ebenso undenkbar wie faszinierend. Unmöglich ist es nicht. Denn wenn der Luftsportclub LSC Bayer Leverkusen einmal im Jahr ein großes Fest auf dem Flugplatz Kurtekotten feiert, ist die Bevölkerung an zwei Tagen zu Rundflügen eingeladen. Und bei ihrer Rückkehr sind alle Fluggäste beeindruckt vom Gesehenen. "Ich hätte nicht gedacht, dass Leverkusen so grün ist", sagte unlängst ein älterer Passagier, als er nach der Landung wieder festen Boden unter den Füßen hatte. "Und alles sieht aus der Luft so ordentlich aus", war er überrascht und begeistert zugleich.

Seit vielen Jahren teilt Motorflugreferent Robert Brück diese Begeisterung. Der 68-Jährige aus Opladen kam 1983 zum Verein und hat inzwischen nicht nur 35 Jahre Flugerfahrung als Hobby- und Berufspilot, sondern auch mehr als 1000 Flugstunden im Cockpit hinter sich. Er und viele seiner 69 Kameraden mit Motorfluglizenz haben Leverkusen schon in die ganze Welt getragen.

 Blick auf Schloss Morsbroich mit den Remisen und dem Wassergraben.

Blick auf Schloss Morsbroich mit den Remisen und dem Wassergraben.

Foto: Uwe Miserius

Besonders intensiv waren die Kontakte zu den diversen Partnerstädten. So kam es, dass der Luftsportclub auch der erste Verein war, der im Sommer 1990 die ostdeutsche Stadt Schwedt bereits besuchte, als die DDR offiziell noch existierte. "Auf Weisung der Amerikaner mussten wir im Tiefflug mit maximal 500 Fuß (entspricht 150 Meter) einfliegen", erinnert sich Robert Brück, der als Physikingenieur bei Bayer war.

Für Brück und insgesamt rund 600 Mitglieder ist der LSC, der in diesen Tagen 65 Jahre besteht, aber nicht einfach nur Start- und Landeort für Flugreisen, sondern auch ein Stück Heimatgeschichte. Zurück geht die Leverkusener Fliegerei bis in die 20er Jahre, als erste Flugbegeisterte ihr Hobby in Anlehnung an den deutschen Luftfahrtpionier Otto Lilienthal betrieben. Mit dem Agfa-Bus ging es nach Bad-Neuenahr, wo die Segelflugzeuge mit Gummiseilen von einem Hang in die Luft katapultiert wurden. In den 30er Jahren gab es in Bürrig einen ersten kleinen Flugplatz, der 1936 dem Autobahnbau weichen musste. 1945 verboten die Alliierten die Fliegerei komplett. Um ihr Hobby dennoch betreiben zu können, schlossen sich einige Leverkusener zusammen, gründeten den Kanuclub Möwe und bauten Boote im Erdgeschoss einer Baracke, aber im Keller Flugzeuge. Am 22. November 1950 gründeten 20 Aktive den Luftsportclub Bayer Leverkusen.

 Aus der Luft gesehen: die alte Wuppermündung mit der historischen Schiffsbrücke.

Aus der Luft gesehen: die alte Wuppermündung mit der historischen Schiffsbrücke.

Foto: Uwe Miserius

Der Verein bietet jederzeit "Schnupperflüge" zum Selbstkostenpreis an. Der Flugzeugpark des Vereins umfasst aktuell unter anderem je drei doppelsitzige Segelflugzeuge für Schulungen und Leistungsfliegen, drei Motorsegler, zwei Ultraleichtflugzeuge, sechs Motorflugzeuge und sieben Heißluftballone, in denen man einen Eindruck von der Faszination des Fliegens bekommt.

Konkret kostet der Segelflugstart per Winde 30 Euro, per Flugzeug-Schlepp auf 700 Meter 70 Euro - für je bis zu 30 Minuten. Der Mitflug im Motorsegler oder Ultraleichtflugzeug kostet 2,25 Euro je Minute, an Bord eines viersitzigen Motorflugzeuges werden 4,75 Euro je Minute berechnet. Neu ist die Aktion "Ein Tag im Cockpit" für Fluginteressierte mit je einer Stunde Schulung Theorie und Praxis zum Festpreis von 205 Euro. In diesem Fall - und weil ein Fluglehrer dabei ist - darf die Maschine sogar selbst gesteuert werden, was sonst offiziell nicht gestattet ist.

 Die Neue Bahnstadt Opladen: Mittig ist das alte Kesselhaus zu sehen, für dessen Umbau die Vorbereitungen laufen. Links davon die im Bau befindliche Siedlung. Und links neben der Eisenbahnbrücke steht das neue Ärzte- und Restaurantgebäude.

Die Neue Bahnstadt Opladen: Mittig ist das alte Kesselhaus zu sehen, für dessen Umbau die Vorbereitungen laufen. Links davon die im Bau befindliche Siedlung. Und links neben der Eisenbahnbrücke steht das neue Ärzte- und Restaurantgebäude.

Foto: Uwe Miserius

Auch Ziele in der Region können, soweit flugtechnisch möglich, selbst gewählt und sogar das eigene Haus - etwa in der Neuen Bahnstadt Opladen - kann beim Überflug fotografiert werden. Piloten zeigen ansonsten gerne Sehenswürdigkeiten wie Altenberger Dom, Schloss Burg, Müngstener Brücke und Wipperaue aus der Luft.

(gkf)
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