Leverkusen Luxuriöse Löschpapier-Kunst

Leverkusen · Der Kölner Drucker Martin Kätelhön und der Leverkusener Künstler Harry Plein zeigen in der Reihe "Zu zweit" im Künstlerbunker ab morgen "Raumarbeiten" aus Druck-Löschpapieren und Radierungen.

 Harry Plein und Martin Kätelhön haben für die Schau "Druckstücke" ihre Arbeiten zusammengeführt. Zu sehen sind akkurate Radierungen von Plein und Löschpapierkunst des Kölner Druckers Kätelhön.

Harry Plein und Martin Kätelhön haben für die Schau "Druckstücke" ihre Arbeiten zusammengeführt. Zu sehen sind akkurate Radierungen von Plein und Löschpapierkunst des Kölner Druckers Kätelhön.

Foto: Ralph Matzerath

Die Wände sind dieses Mal weiß und leer, dafür scheinen die Papierarbeiten in Kniehöhe über dem Boden zu schweben, bewusst etwas unregelmäßig angeordnet. Martin Kätelhön hat für diese "Raumarbeit" (den Begriff Installation meidet er, weil der zu sehr nach Gas- und Wasser-Handwerk klingt) große, farbig gestaltete Blätter inszeniert, die normalerweise niemand zu Gesicht bekommt. Es sind überdimensionale Löschpapiere, mit denen der Kölner Drucker in dritter Generation überschüssige Farbe von Platten abnimmt.

Wessen Werke dort ihre Spuren hinterlassen haben, verrät er nicht, denn das ist für sein Kunstprojekt unwichtig. Das mag sich der Betrachter selbst ausdenken, denn die Kundenkartei von Kätelhön liest sich wie das "Who is Who" der aktuellen Grafik-Szene von Markus Lüpertz bis Rosemarie Trockel. Sie alle schätzten die gute Arbeit und vertrauen ihm deswegen ihre großformatigen Druckplatten an. Genauso wie Harry Plein, der Martin Kätelhön für die Ausstellung der Reihe "Zu zweit" in den Opladener Künstlerbunker eingeladen hat.

Beide verstehen sich sozusagen blind und haben viele Gemeinsamkeiten, auch wenn sich die beiden Teile der Ausstellung deutlich unterscheiden. Plein beschränkt sich ausschließlich auf Schwarz und Weiß, als "wertfreie" Hell- und Dunkel-Nuancen. Die Farbe liefert Kätelhön, oder genau genommen seine prominenten Kunden, von deren Platten er den Überschuss absaugt. Das Papier wird getrocknet und mehrmals wiederverwendet, wodurch sich zufällig Strukturen ergeben, in denen der Betrachter wie unter Zwang auf Motivsuche geht. Hier schimmert ein Porträt durch, dort eine Figur. Wann ein Blatt für ihn so zu Ende gebraucht ist, das es als eigenständiges mehrschichtiges Bild Bestand hat, entscheidet der Drucker ganz bewusst. "Für mich sind solche Arbeiten ein wahrer Luxus", sagt er, der normalerweise als umsichtiger und penibel arbeitender Dienstleister geschätzt wird. Scheinbar großformatige Zeichnungen sind in Wirklichkeit eingeschwärzte und abgedruckte Kratzspuren auf der Rückseite von Druckplatten und schwarze Handabdrucke auf Seidenpapier tatsächlich benutztes Arbeitsmaterial beim Abwischen überschüssiger Farbe.

Sie verweisen auf den zweiten Teil mit den sauberen und akkuraten Radierungen von Harry Plein. Die großen Formate wurden in der Werkstatt Kätelhön gedruckt, die kleineren im eigenen Bunker-Atelier. Plein kombiniert Strukturen aus der Natur wie Baumgeäst oder Bodenwellen stets mit schwarzem Feld, mal als Sockel, mal im Querformat wie ein durchlaufender Filmstreifen. Ihm geht es immer um das, was nicht im Bild ist, das Mystische oder Spirituelle, das diesen Bildern anhaftet, die immer nur teilweise erleuchtet scheinen. Es ist ein durchaus romantischer Blick auf die Strukturen und die Bedeutung der Natur, trotz Verzichts auf Farbe.

Kätelhön/Plein "Druckstücke" 22. Mai bis 10. Juni, Künstlerbunker, Karlstraße 9. Vernissage: morgen, 22. Mai, um 14 Uhr. Geöffnet: mi, fr, sa 16 bis 18 Uhr.

(mkl)
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