Leverkusen Männer - ab zur Darmspiegelung

Leverkusen · Darmkrebsvorsorge - sie nehmen gerade Männer zu selten wahr, sagten Experten. Ein Weg dahin könnte über den Fußballplatz führen.

 Fußballweltmeister von 1974 Paul Breitner und seine Frau Hildegard gehören zu den bekannten Persönlichkeiten, die seit 2012 für die Felix-Burda-Stiftung auf Darmkrebsvorsorge aufmerksam machen.

Fußballweltmeister von 1974 Paul Breitner und seine Frau Hildegard gehören zu den bekannten Persönlichkeiten, die seit 2012 für die Felix-Burda-Stiftung auf Darmkrebsvorsorge aufmerksam machen.

Foto: Felix-Burda-Stiftung

Männer sind Muffel. Nicht generell. Aber wenn es darum geht, einen Termin für die Darmkrebsvorsorge - also in den meisten Fällen eine Darmspiegelung - zu vereinbaren. Während Frauen meist regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt gehen und teils von diesem auf die Darmkrebsvorsorge aufmerksam gemacht oder zur Spiegelung geschickt werden, "gehen Männer nicht so häufig zum Urologen. Da fehlt von dieser Seite dann der deutliche Hinweis auf die Vorsorgeuntersuchung", sagt Professor Henning Adamek, Chefarzt der Gastroenterologie am Klinikum Leverkusen.

Ein Problem, denn (spätestens) ab dem 55. Lebensjahr sollte Männlein wie Weiblein regelmäßig per Vorsorgeuntersuchung klären lassen, ob der Darm gesund ist. Doch vor einer solchen Untersuchung haben viele offenbar Angst - nicht nur Männer. "Da wird nach Alternativen zum Endoskop gesucht", berichtet Adamek. Computertomographie erscheine vielen Menschen die einfachere Lösung; doch der Experte warnt: "Erstens gibt es dabei eine Strahlenbelastung für den Körper, zweitens muss der Patient doch zur Spiegelung, falls bei der CT-Kontrolle ein Polyp gefunden wird."

Andere Alternative: eine Kapsel-Untersuchung. Die Kapsel ist im Darm unterwegs und sendet Signale ähnlich einem Langzeit-EKG. "Das ist sehr teuer, kostet mehr als 1000 Euro, das zahlt keine Krankenkasse", sagt Henning Adamek. Aber: Auch hier gilt, ein Polyp im Dickdarm müsste per Spiegelung entfernt werden. Es gebe keinen besseren Kompromiss als die Darmspiegelung. "Das Schlimmste an dieser Untersuchung ist, den Darm vorher sauber zu machen, also das vorbereitende Abführen - und das ist bei allen Alternativen vorher nötig." Mittlerweile aber vielleicht nicht mehr ganz so geschmacklich fies: Die vier Liter Abführlösung müsse man heute meist nicht mehr trinken, oft reichten zwei Tassen echte Abführflüssigkeit plus vier Liter normale Flüssigkeit wie Wasser, Tee, Gemüsebrühe. Und zwar zu Hause.

Adamek räumt mit einem Irrglauben auf: "Das Thema Darmkrebsvorsorge ist ein ambulantes, dafür muss man nicht ins Krankenhaus, sollte aber damit rechnen, dass man nach der Untersuchung 24 Stunden nicht geschäftsfähig ist." Von der Spiegelung bekomme der Patient nichts mit. "Ich erzähle meinen Patienten gerne die Janosch-Geschichte vom kleinen Fuchs, dessen Pfote gerichtet werden muss. Dafür bekommt er eine kleine Narkose, Janosch schreibt da vom ,blauen Traum'." Die Medikamente seien nur kurz wirksam - eine Darmspiegelung dauere eben auch nicht lange, meist zwischen 20 und 30 Minuten.

Zurück zu den Männern. Wie animiert man die jetzt zur Spiegelung? Henning Adamek sagt: "Indem man sie da abholt, wo sie gerne hingehen. Zum Beispiel auf den Fußballplatz." Was zunächst heiter-komisch klingt, ist ein Ansatz, der in Fachkreisen diskutiert wird. Eine Krankenkasse hat zum Beispiel bei einem Heimspieltag des 1. FC Köln die Vorsorge zum Thema gemacht. "Männer erreicht man weniger über den Kopf, sondern über die emotionale Bindung", betont der Gastroenterologe.

Auch Bayer 04 wäre einem solchen Thema grundsätzlich " aufgeschlossen", sagt Kommunikationsdirektor Meinolf Sprink, "wenn der Bezug zu Leverkusen da ist und es über jeden Zweifel erhaben ist". In seiner Heimatstadt Neuss, die zum Wahlkreis von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe gehört, habe der Minister die gerade zu Ende gegangene "1000 mutige Männer für Neuss"-Aktion unterstützt, erzählt Sprink. Die Aktion weist auf das Risiko von Darmkrebserkrankungen hin. Die Krankenkasse Barmer GEK hat sie 2010 initiiert. Sie ist in mehreren Städten in Deutschland gelaufen. "Wenn das Klinikum mit einer Krankenkasse da auf uns zukäme, um so eine Aktion auch in Leverkusen zu starten, wären wir dafür offen", sagt Sprink.

(RP)
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