Leverkusen Marienschüler dringen zu Demenzkranken durch

Leverkusen · Demenzkranke Menschen leben ihrer eigenen Welt, doch manchmal stoßen sie, je nach Schwere ihrer Krankheit, noch durch in die Realität: Das nutzen die Pfleger in Haus Upladin, um gemeinsam mit Schülern des Marien-Gymnasiums die Demenzkranken mit Musik zu erreichen. Und dies gelingt. Dreimal waren unterschiedliche Schüler der Klasse 7C mit ihrem Religions- und Mathematiklehrer Ansgar Szwierczynski zu einem Gottesdienst und zwei Musiknachmittagen im CBT-Alten- und Pflegeheim. Und sie haben etwas bewirkt, wie Olaf Bender vom Pflegedienst bestätigt.

 Marienschüler der Klasse 7c musizierten mit ihrem Lehrer Ansgar Szwierczynski vor Demenzkranken in Haus Upladin.

Marienschüler der Klasse 7c musizierten mit ihrem Lehrer Ansgar Szwierczynski vor Demenzkranken in Haus Upladin.

Foto: uwe Miserius

Musiziert und gesungen wurden die alten Volkslieder, die die Senioren noch aus ihrer Jugend kennen. Die Schüler sagten Balladen, wie den "Erlkönig" oder "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" auf und weckten damit sogar bei den Demenzkranken noch lebhafte Erinnerungen. Ein Beispiel: Eine schwer demenzkranke Bewohnerin im Upladin sitzt im Rollstuhl und drückt eine Babypuppe an sich. Sie ist versunken in ihrer Welt, reagiert auf keine Ansprache. Dann stimmen die Marienschüler das bekannte Volkslied "Alle Vögel sind schon da" an. Die Frau wacht regelrecht auf, strahlt ihr Gegenüber an, dirigiert den Takt mit einer Hand, während sie mit der anderen "ihr Kind", die Puppe weiter an sich drückt. Und sie singt alle Strophen textsicher mit.

Solche Momente sind es auch, die den Schülern einen Gewinn ihres Tuns bringen, weiß ihr Lehrer: "Die Schüler beobachten sehr genau, wie die alten Menschen auf sie reagieren", hat er festgestellt. Und das sei auch ein Teil der Motivation für die Jugendlichen, für sie eigentlich völlig uncoole Lieder und Gedichte einzustudieren und im Altenheim vorzutragen. Der andere Teil der Motivation, sich an dem Begegnungsprojekt "Alt und Jung" zu beteiligen, sei die eigen familiäre Erfahrung, berichtet Szwierczynski: "Viele Schüler erleben bei ihren Großeltern Krankheit, Pflegebedürftigkeit und Tod. Das ist ein großes Thema für die Kinder", stellt der Lehrer fest.

Das Projekt der Marienschule wird nun im St. Albertus-Altenheim fortgesetzt, wo die jungen Musiker ebenfalls einen Gottesdienst und zwei Nachmittage gestalten. Olaf Bender hofft aber, dass die Reihe auch in Haus Upladin bei 220 Pflegebedürftigen und davon etwa 60 Prozent Demenzkranken weiter laufen kann. Denn die Demenzkranken seien sichtlich aufgeblüht durch den Kontakt mit den jungen Menschen, und die Musik sei dabei ein probates Mittel gewesen, beobachtete der Altenpfleger.

(RP)
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