Leverkusen "Markt darf als Treff nicht verloren gehen"

Leverkusen · Seit drei Wochen ist die Marktgilde Regisseur der Leverkusener Wochenmärkte, die zuvor in städtischer Hand lagen. Im Vorfeld hatte die Übernahme für Aufregung gesorgt. Wir haben bei den Händlern nachgefragt, wie es seitdem läuft.

 Blumen- und Gemüsehändler Otmar Stammen (links) aus Monheim merkt keine Veränderung durch den neuen Marktbetreiber. Er zahle sogar etwas weniger für seinen Stand, sagt er. So sieht es auch Fischhändler Stefan Tillmanns aus Langenfeld.

Blumen- und Gemüsehändler Otmar Stammen (links) aus Monheim merkt keine Veränderung durch den neuen Marktbetreiber. Er zahle sogar etwas weniger für seinen Stand, sagt er. So sieht es auch Fischhändler Stefan Tillmanns aus Langenfeld.

Foto: Miserius Uwe

Seit Anfang Juli gibt auf den örtlichen Wochenmärkten nicht mehr die Stadt Leverkusen den Ton an, sondern die auf Wochenmärkte spezialisierte Deutsche Marktgilde. In der Politik hatte die Diskussion darum über Monate angedauert. Befürchtungen unter anderem: Die privat auf die Beine gestellten Märkte, wie der Bauernmarkt in Schlebusch, würden finanziell benachteiligt und durch eine nicht ortsansässige Organisation würden die Märkte, speziell der große in Opladen, sich verändern, weil die Marktgilde auf lokale Umstände aus Unwissenheit möglicherweise keine Rücksicht nähme oder nehmen könnte.

Aber wie zufrieden sind Händler mit dem neuen Regisseur? Wie reibungslos hat der Wechsel funktioniert? Wir haben uns nach gut drei Wochen Umstellung gestern auf dem Opladener Wochenmarkt umgehört, der wie an jedem Donnerstag zahlreiche Kunden anlockte.

Leverkusen: "Markt darf als Treff nicht verloren gehen"
Foto: Miserius Uwe

"Ich bin zufrieden und habe keinen Unterschied bemerkt", sagte Otmar Stammen aus Monheim, der der seit vielen Jahren nach Opladen kommt, um dort Blumen, Obst und Gemüse zum Teil aus eigenem Anbau anzubieten. Im Gegenteil, für den 24-Quadratmeter-Stand zahle er jetzt sogar 3,50 Euro weniger als zuvor, merkte der 62-Jährige erfreut an.

Die "ganze Aufregung" ist für Fischhändler Stefan Tillmanns (56) aus Langenfeld ohnehin nicht nachvollziehbar. Auch er hat keine Veränderung festgestellt - außer dass er einen geringen Mehrbetrag von zwei Euro für 52 Quadratmeter zahlt. Für ihn sei besonders wichtig gewesen, dass jeder seinen Stellplatz behalte. Das habe funktioniert. Auch der Marktmeister stehe, wie eh und je, vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung.

Einziges Manko seien fehlende Toiletten auf dem Dienstagsmarkt in Lützenkirchen. Marktbeschicker dürften zwar die WCs der umliegenden Kaufleute benutzen. "Aber wenn ich um sechs Uhr meinen Stand aufbaue, hat noch kein Geschäft geöffnet", berichtet Tillmanns. Die Marktgilde hat aber schon Abhilfe versprochen, meldet der Händler.

Tillmanns räumte aber ein, ihn beschäftigten andere Probleme, die nichts mit der Marktgilde zu tun hätten. Dazu gehöre die Tatsache, dass seit dem Umbau des Lützenkirchener Marktplatzes weniger Parkplätze zur Verfügung ständen. Außerdem dürften die Händler wegen der Bauarbeiten immer noch nicht den neuen Marktplatz benutzen. Und: Es sei bedauerlich, aber seiner Meinung seien Wochenmärkte eher rückläufig. Das liege vor allem am demografischen Wandel und am veränderten Kaufverhalten der Kunden. "Ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann", bemerkt Tillmanns schulterzuckend. Der Markt habe eine hohe soziale Kompetenz und sei ein Treffpunkt. "Das darf auf keinen Fall verloren gehen", kommentierte der Kaufmann, dessen Unternehmen die Märkte in der Umgebung seit mehr als 60 Jahren beschickt und der sehr zufrieden ist.

Nicht aber alle Kollegen. Wegen des morgendlichen Gewitters hatten gestern viele ganz auf die Anreise nach Opladen verzichtet. Tillmanns hatte sich dagegen an die alte Regel der Markthändler gehalten: "Regen vor acht, gibt einen guten Tag."

(gkf)
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