Leverkusen Mehr junge Männer greifen Polizisten an

Leverkusen · Eine positive Bilanz zog die Polizei Montag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik. Für Köln und Leverkusen insgesamt seien es die "niedrigsten Fallzahlen seit fünf Jahren", sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies. Seine tiefe Sorge gilt vor allem der Zunahme von Gewalt gegen Polizisten. Ein Überblick.

So schützen Sie Ihr Haus vor Einbrechern
Infos

So schützen Sie Ihr Haus vor Einbrechern

Infos
Foto: dpa, Robert Schlesinger

Beleidigen, spucken, zuschlagen - Polizisten im Dienst werden offenbar vermehrt wie "Freiwild" behandelt. Das zeigt die Statistik 2016. So stieg die Zahl der Polizisten, die in Leverkusen gewaltsam attackiert wurden von 165 (im Jahr 2015) auf 270 (2016). "Die Hemmungen nehmen eindeutig ab, Polizeibeamte anzugreifen oder zu beleidigen", sagte der Polizeipräsident. 86 Prozent der Verdächtigen seien männlich und zwischen 18 und 30 Jahre alt. Viele von ihnen seien "außer Kontrolle", sie seien betrunken oder hätten Rauschmittel genommen. Mathies freut sich über eine vermehrte Unterstützung von Staatsanwaltschaft und Gerichten bei der Verfolgung solcher Delikte. Mathies: "Was mich besonders betroffen macht, ist, dass Außenstehende denken, Polizisten seien selbst schuld, weil sie sich den Beruf ausgesucht hätten - das geht so nicht!"

Eine deutliche Zunahme gibt es bei den Sexualdelikten sowohl im Gesamtbereich des Kölner Präsidiums als auch in Leverkusen selbst. Die Zahl der Vergewaltigungen stieg in Leverkusen 2016 gegenüber dem Vorjahr um acht auf 25 Taten (plus 32 Prozent). Weiterhin ungeklärt ist der Fall einer 31-jährigen Berlinerin, die in der Nacht zum Karnevalssonntag in Lützenkirchen von drei Männern überfallen und vergewaltigt wurde. Solche überfallartigen Vergewaltigungen durch Fremde seien aber selten, hieß es am Montag. Im Jahr 2016 gab es in Leverkusen einen Fall. In den allermeisten Fällen kennt das Opfer den Täter. Die Zunahme der Zahl von sexuellen Beleidigungen (Anstieg um 24 Fälle auf 74 im Jahr 2016) führt die Polizei auf ein "verändertes Anzeigenverhalten" und eine kürzlich erfolgte Verschärfung des Sexualstrafrechts zurück.

Die Zahl der Diebstähle aus Kfz sind um 157 Fälle auf 1189 (15,2 Prozent) gestiegen. Diesen Anstieg begründet die Kripo mit zwei Tatserien in Lützenkirchen und in Quettingen. In Quettingen habe ein Täter allein 45 Autoantennen abgeknickt. Er wurde gefasst. Litauische Profibanden hätten sich auf den Diebstahl hochwertiger Autos spezialisiert. Ihre Methode: Sie lesen per Computer Daten des elekkronischen Schlüssels aus.

Den Rückgang der Wohnungseinbrüche um 49 Fälle auf 675 führt die Polizei auf eine "bessere landesweite Vernetzung" sowie einen "erhöhten Kontrolldruck" zurück. Zudem sei die Arbeit der Ermittlungsgruppen ausgeweitet, die Tatortarbeit (Befragung der Nachbarschaft, Betreuung der Opfer) intensiviert worden.

Bei den Straftaten gegen Senioren gibt es in Leverkusen zwar einen deutlichen Rückgang (von 142 auf 70 Delikte), doch ist das für die Polizei kein Grund sich auszuruhen, sagte Kripo-Chef Klaus-Stephan Becker. Ältere Menschen stünden weiterhin im Fokus insbesondere von Betrügerbanden. Beliebt sei vor allem der "Notruf"-Trick, bei dem sich Täter telefonisch als Polizisten ausgeben und das Opfer veranlassen, Schmuck oder Bargeld bei den falschen Polizisten "in Sicherheit zu bringen". Zwei Täter wurden Mitte Februar in Wiesdorf auf frischer Tat gefasst und festgenommen. Sie sollen möglicherweise Verbindung zu Kölner Rockergruppen und in die Türkei haben.

(bu)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort