Kinderklinik in Leverkusen Mehr Mädchen mit Alkoholvergiftung

Leverkusen · Schon zehnjährige Kinder fallen mit Alkoholproblemen auf. Der regelmäßige Konsum von Alkohol liegt bei jungen Leuten im Trend. Auffallend: Es gibt mehr Mädchen mit Alkoholvergiftungen.

Komasaufen und Alkohol – Was sich Teenager damit antun
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Alkohol und Komasaufen – Was sich Teenager antun

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Foto: dpa, Jens Büttner

Der Griff zum Weinglas oder zur Bierflasche macht Platz für neue Trends. "Beliebt sind Getränke mit viel Koffein und Hochprozentigem", Drinks wie Vodka-Energy, sagt Dr. Joachim Eichhorn, Direktor der Kinderklinik am Klinikum. Es bleibt oft nicht bei einem Mal: Der regelmäßige Alkoholkonsum unter Jugendlichen hat über die vergangenen Jahre in Deutschland insgesamt zugenommen.

5167 junge Menschen aus Nordrhein-Westfalen mussten wegen alkoholbedingter Verhaltensstörungen 2015 stationär im Krankenhaus behandelt werden. Dabei handelt es sich um Heranwachsende im Alter von zehn bis einschließlich 19 Jahren. In NRW sind es 0,9 Prozent mehr Fälle als im vorherigen Jahr - 2014 waren es insgesamt 5122 Jugendliche, die an einer Alkoholvergiftung litten.

Rhein-Berg Dabei scheint es, als grenze sich der Rheinisch-Bergische-Kreis von der Gesamtstatistik in NRW ab: 39,9 Prozent weniger Jungen waren es, die sich mit dem Alkohol überschätzten, 17,1 Prozent weniger bei den Mädchen als im Vorjahr. Insgesamt fällt das Ergebnis mit 66 Alkoholvergiftungen im Jahr 2015 geringer aus. Es ist eine Verringerung um 27,5 Prozent, denn 2014 waren es noch 91 Jugendliche, die deutlich zu viel Alkohol-intus hatten - die höchste Zahl seit 2005.

Leverkusen Die Jugend in Leverkusen schließt sich dem an. Insgesamt gab es 4,2 Prozent weniger Fälle als 2014. Bei den Jungen waren es 10 Prozent weniger. Die Mädchen erhöhten jedoch die Zahl der Alkoholvergiftungen um 5,6 Prozent. Der Anstieg der alkoholbedingten Behandlungsfälle ist der Statistik zufolge stärker auf Mädchen und junge Frauen zurückzuführen. Auch Chefarzt Eichhorn sagt: "Es fällt auf, dass die Betroffenen jünger sind, auch zwischen Mädchen und Jungen gibt es in der Anzahl kaum einen Unterschied." Während die Summe der weiblichen Teenager um 1,9 Prozent stieg, blieb die Anzahl der Jungen nahezu konstant.

Die Zahl der alkoholbedingten Behandlung bei Kindern und Jugendlichen ab 10 bis unter 15 Jahren nahm dennoch ab. Es waren 85 Fälle weniger (damals: 684 Behandlungsfälle). Je jünger ein Kind ist, desto niedriger ist die Verträglichkeit für Alkohol. Auf Landesebene lag der Anteil der 10- bis 19-Jährigen an der gleichaltrigen Bevölkerung mit 0,29 Prozent auf Vorjahresniveau. Die höchste Zahl erreichte Hamm mit 0,52 Prozent. Die niedrigste Quote wurde für Mülheim an der Ruhr 0,13 Prozent ermittelt.

Den meisten Kindern und Jugendlichen, glaubt Klinikum-Chefarzt-Eichhorn, sei gar nicht bewusst, wie schwerwiegend die Folgen von Koma-Trinken und Alkoholmissbrauch sein können. Ein komplettes Alkoholverbot von elterlicher Seite aus sehe er jedoch nicht als Lösung des Problems an. "Das Ausprobieren verschiedener Dinge gehört zum Aufwachsen dazu", sagt der Mediziner. Ein striktes Verbot steigere den Reiz erst recht. Wichtig sei es, sich mit den Kindern auseinanderzusetzen, "wie man mit Alkohol umgeht" und zu vermitteln, dass man dabei nicht über die Stränge schlagen muss, sagt Eichhorn, der selbst Vater ist.

(RP)
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