Leverkusen Mende kämpft gegen Bahnlärm

Leverkusen · Weil der Güterverkehr laut Prognosen künftig stark zunehmen wird, rät Walter Mende Grundstücksbesitzern an der Strecke zu Wertgutachten für ihre Häuser. Er kann sich auch ein Güterzug-Nachtfahrverbot vorstellen.

 Ortstermin am Übergang Alkenrath: Dr. Walter Mende engagiert sich für das Netzwerk gegen Lärm. Die rotweiße Girlande im Hintergrund ersetzt derzeit die Bahnschranke, weil die Signaltechnik für mehr Güterzüge erneuert wird.

Ortstermin am Übergang Alkenrath: Dr. Walter Mende engagiert sich für das Netzwerk gegen Lärm. Die rotweiße Girlande im Hintergrund ersetzt derzeit die Bahnschranke, weil die Signaltechnik für mehr Güterzüge erneuert wird.

Foto: UM

Für Walter Mende ist klar: "Der Lärm durch Güterzüge wird in Leverkusen zunehmen." Im Bebauungsplan zum Wohngebiet Opladener Bahnstadt prognostiziere die Stadtverwaltung für das Jahr 2015 im schlimmsten Falle rund 139 Züge, die zwischen 22 und 6 Uhr vorbeifahren. Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn spricht jüngst in einem Schreiben am Verkehrsminister Ramsauer von einer "Steigerung von bis zu 70 Prozent der Güterzugbelastung" bis 2015 in Leverkusen.

"Auch die IHK sagt, der Güterfernverkehr nimmt im Laufe der nächsten zehn Jahre um mindestens 55 Prozent zu. Nachts fahren dann über 200 Züge durch Leverkusen. Das bedeutet: alle drei bis vier Minuten ein Zug", sagt SPD-Politiker und Rechtsanwalt Mende. Er gehört dem Arbeitskreis an, der die Gründung des "Netzwerks gegen Lärm" vorbereitet.

Lärmbonus der Bahn abschaffen

Der Verein will sich allen Arten von Lärm (z. B. Autobahn) widmen, doch der Bahnlärm steht derzeit im Vordergrund. Vor allem das "megaeuropäische Projekt Transversale Rotterdam — Genua", sagt Mende. "In Leverkusen muss dafür kein neues Gleis gebaut werden." Nur die Frequenz der Züge steige deutlich. Und damit der Lärm. "Die Bahn hat nach der gesetzlichen Lage einen Lärmbonus von fünf Dezibel. Außerdem kommt ein Schienenschleifbonus von drei Dezibel hinzu. Die Bahn darf also acht Dezibel lauter sein als andere Lärmquellen wie etwa Autos", erläutert Mende. Hier müsse man politischen Druck ausüben, damit die Berliner Regierung den Schienenbonus abschafft. "Wenn nachts dauerhaft 60 bis 70 Dezibel Lärm herrschen, dann greift unter anderem der Verfassungsgrundsatz der gesundheitlichen Unversehrtheit." Und: Der Wert eines Hauses sinkt. "Wie im Rheintal. Da ist es wunderschön, aber ihre Häuser direkt an der Bahnstrecke neben dem Rhein kriegen die Leute nicht los", sagt der Anwalt.

Hausbesitzer sollten jetzt handeln

Deshalb rät er Güterstrecken-Anwohnern, "jetzt, wo der Bahnlärm noch nicht so stark ist", ein Wertgutachten erstellen zu lassen. Nur so hätten sie später etwas in der Hand, wenn es um mögliche Entschädigungsansprüche ginge. Oder um Geld für Lärmschutzmaßnahmen. "Man muss der Bahn Druck machen, denn die bewegt sich, wenn's ums Öffnen des Portemonnaies geht, nicht von alleine."

Gelesen hat Rechtsanwalt Mende auch von einer Idee, ein Güterzug-Nachtfahrverbot — ähnlich zum Nachtflugverbot — zwischen 0 und 4 Uhr einzurichten. "Vorstellbar wäre das schon", sagt er.

Dass der Verein einiges bewegen können wird, davon ist Walter Mende überzeugt: erstens, weil es in Baden-Württemberg bereits ähnliche Initiativen gebe und zweitens, weil 2013 Bundestagswahlen anstehen. "Davor muss es uns gelingen, Bundestagsabgeordnete dazu zu bewegen, den Bonus für die Bahn abzuschaffen", sagt Mende. "Dann ist die Bahn im Zugzwang, muss lärmschonenderes Material für Güterzüge einsetzen, aktiven Lärmschutz betreiben oder, wo das nicht möglich ist, Geld für passiven Schutz (z. B. Fenster) bereitstellen." Und für betroffene Grundstücksbesitzer gilt laut Mende: "Jetzt schon Material wie Wertgutachten sammeln."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort