Leverkusen Metzger Rosenstock erklärt die Fleischherkunft

Leverkusen · Viel Fleisch gab es gestern in den Räumen der Kreishandwerkerschaft in Bergisch Gladbach zu sehen. Denn dort startete die Fleischerinnung Bergisches Land eine Aufklärungskampagne, die Verbrauchern mit dem Slogan "Von hier statt von überall" die Augen über die Herkunft der Wurst- und Fleischwaren öffnen soll.

 Der Opladener Metzger Robert Rosenstock hält bei einem Bauern in der Nähe immer 15 eigene Rinder, die er zu Weihnachten schlachten lässt.

Der Opladener Metzger Robert Rosenstock hält bei einem Bauern in der Nähe immer 15 eigene Rinder, die er zu Weihnachten schlachten lässt.

Foto: UM (Archiv)

Zahlreiche Fleischer aus Engelskirchen, Bensberg, Kürten, Overath und Robert Rosenstock aus Opladen hielten große Platten mit diversen Wurstsorten in die Kameras. Hintergrund der Maßnahme ist ein Marktcheck der Verbraucherzentrale Niedersachsen, bei dem sich her-ausstellte, dass 70 Prozent aller beliebten Wurstsorten wie Kochschinken, Salami, Brat- oder Bockwurst aus Ländern wie Frankreich, Spanien oder England stammen. "Das muss nicht sein", sagte Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, zum Start der Aktion, an der alle 57 Innungsbetriebe teilnehmen. Die Botschaft heißt: "Fleischerfachgeschäft - damit die Wurst nicht weiter gereist ist, als Sie."

Wie jeder Metzger, so hat auch der 51-jährige Robert Rosenstock seine eigene Philosophie. Dazu gehört zum Beispiel, dass er bis zu 15 eigene Rinder der französischen Rasse Limousin im Stall eines Bauern in der Umgebung hält, die vor Weihnachten geschlachtet werden. Mit dieser Taktik gelingt es dem Opladener, die Preise in seinem Geschäft stabil zu halten, obwohl die Kosten für Rindfleisch zur Weihnachtszeit regelmäßig in die Höhe klettern.

Ähnlich verfährt Rosenstock mit hochwertigem Schweinefleisch, das er seit 25 Jahren bei einem Betrieb in Unna schlachten lässt, der die Tiere wiederum aus dem Münsterland bezieht. Dort werden sie unter natürlichen Bedingungen, sprich mit heimischem Getreide und ohne Antibiotika aufgezogen. In diesem Fall nicht unbedingt aus dem Bergischen Land, aber auf jeden Fall regional und vollkommen nachvollziehbar, was die Herkunft anbelangt. Denn nur dort, wo regionale Produkte vermarktet würden, seien die Zutaten der Fleischwaren bekannt. "Wir stellen sie selber her", sagten die Fachleute unisono.

Mangelnde Transparenz ausländischer Produkte sind nicht die einzigen Sorgen des vom Aussterben bedrohten Metzgerhandwerks. Gab es Mitte der 1950er Jahre noch 57 Fleischereien in Leverkusen, so existieren aktuell nur noch vier Betriebe: Emundts in Leverkusen, Geuer in Lützenkirchen, Müller in Küppersteg und Rosenstock in Opladen. Rosenstock jedenfalls will "weiter machen, so lange es mir Spaß macht". Da keine seiner beiden Töchter Interesse an dem Beruf hat, scheint irgendwann auch das Ende der Metzgerei Rosenstock und ihrer 98-jährigen Familientradition absehbar.

(gkf)
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