Rhein-Wupper Mieterverein: Stadt verschenkt eine Mio. Euro

Rhein-Wupper · Der Stadt Leverkusen sind im Jahr 2008 rund eine Million Euro durch die Lappen gegangen – durch fehlerhafte Nebenkostenabrechnungen bei den Wohnungen für Arbeitslosengeld- bzw. Hartz IV-Empfänger. Das hat der neue Vorsitzende des Mietervereins für Leverkusen und Umgebung, Walter Goch, errechnet. Nach seinen Erkenntnissen sind nicht 50 Prozent aller Nebenkostenabrechnungen unkorrekt, wie es der Deutsche Mieterbund prognostiziert, sondern satte 90 Prozent. Die Städte könnten also eine Menge Geld sparen, wenn sie über genauere Kenntnisse zur Rechtslage verfügten.

Mit der Stadt kooperieren

Goch und Mietervereinsgeschäftsführer Volker J. Ziaja plädierten deshalb gestern bei einem Pressegespräch für eine verstärkte Zusammenarbeit von Stadt und Mieterbund. Entweder solle die Kommune für Arbeitslosengeld- bzw. Hartz IV-Empfänger den Mietervereinsbeitrag übernehmen, damit auch diese Klientel rechtlich besser geschützt sei. Oder die Stadt Leverkusen solle ihre Mitarbeiter beim Mieterverein schulen lassen, sagten Goch und Ziaja. Zurzeit werde außerdem darüber nachgedacht, dass Hartz IV-Empfängern ein ermäßigter Jahresbeitrag beim Mieterverein zuteil werden soll: statt 72 nur circa 60 Euro. Die beiden Experten setzten sich ebenfalls dafür ein, dass Wohnungen von Leistungsempfängern verstärkt energetisch saniert und behindertengerecht ausgebaut werden. Davon profitierten Mieter, Vermieter und Kommunen. Die Nebenkosten sänken, der Wert der Wohnungen steige. Als positives Beispiel nannte Ziaja WGL-Wohnungen am Königsberger Platz in Rheindorf: Nach der Sanierung hätten sich die Fernwärmekosten halbiert.

Überaus positiv bewertete der Mieterverein-Geschäftsführer den Wechsel an der Vorstandsspitze. Nach vielen Querelen hatte sich Walter Goch bei der Mitgliederversammlung Ende November in einer Kampfabstimmung gegen den langjährigen Vorsitzenden Hans Klose durchgesetzt. Inzwischen gebe es eine Trendumkehr bei den Mitgliederzahlen, berichtete Ziaja.

Unmittelbar nach der Wahl des neuen Vorstandes seien 74 Mieter in den Mieterverein eingetreten; die Entwicklung setze sich zu Beginn dieses Jahres fort. Zum Vergleich: In den zurückliegenden fünf Jahren hatten fast 2000 Mitglieder dem Mieterverein Leverkusen den Rücken gekehrt. Gochs Ziel: Die Mitglieder sollen gründlich und schnell beraten werden, im Idealfall binnen zwei bis drei Tagen.

Grundsätzlich will der Mieterverein expandieren und eine stärkere Rolle im Landesverband einnehmen. Schon jetzt kommen mehr als 1000 der insgesamt rund 6500 Mitglieder aus den Nachbarstädten Monheim, Langenfeld und Köln.

(RP)
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