Leverkusen Millionen Bienen in Leverkusen vergiftet

Leverkusen · Ein mysteriöses Bienensterben in Rheindorf-Süd und in Hitdorf beschäftigt seit dieser Woche Imker und Stadt-Veterinäre.

 Imker in Rheindorf und Hitdorf beklagen Millionen von toten Honigbieten. Die Stadt lässt derzeit Proben der toten Bienen untersuchen

Imker in Rheindorf und Hitdorf beklagen Millionen von toten Honigbieten. Die Stadt lässt derzeit Proben der toten Bienen untersuchen

Foto: Patrick Pleul

Als Willi Gassen am Montag gegen 13.30 Uhr nach seinen Bienenvölkern schaute, ging seine Ehefrau Hedwig noch von einem normalen Rundgang ihres Mannes aus — so lange, bis der Rheindorfer Imker plötzlich laut ausrief: "Komm schnell her, das musst du dir anschauen." Auch Hedwig Gassen konnte zunächst nicht glauben, was sie sah: "Vor den Stöcken unserer sieben Bienenvölker lagen überall tote Tiere", berichtet sie. Dass die Tiere offensichtlich an einer Vergiftung zugrunde gegangen sind, liegt für Hedwig Gassen auf der Hand: "Das muss etwas Größeres sein, so viele Bienen verenden nicht einfach mal eben."

Die Gassens sind nicht die einzigen Betroffenen: Die Stadt wies gestern in einer Mitteilung darauf hin, dass "auffällig viele Bienen mit Vergiftungserscheinungen entlang des Rheins in Hitdorf und Rheindorf bei den dortigen Imkern" registriert worden seien. Die Insekten seien seit Montagnachmittag lebensschwach an den Bienenstöcken angekommen und verendet.

Das Veterinäramt ermittele die Ursache und habe eine Probe der verendeten Bienen zum Julius-Kühn-Institut (Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen) nach Braunschweig eingeschickt.

"Da es aber dauert, bis feststeht, woran die Bienen verendet sind, ruft das Veterinäramt jetzt dazu auf, auf keinen Fall für Bienen gefährliche Stoffe zu spritzen", betont die Stadt. Als Giftstoffe kämen viele Toxine in Frage, etwa in älteren Pflanzenschutzmitteln. "Von den Industriebetrieben ist kein entsprechender Störfall gemeldet worden", heißt es. Deshalb recherchiere die Stadt bei Gartenbau- und Landwirtschaftsbetrieben. Da aber auch Privatleute Verursacher sein könnten, rufe man dazu auf, genau darauf zu achten, was an Spritzmitteln verwendet wird, und strengstens die Gebrauchsanweisung zu beachten.

Für Hedwig Gassen und ihren Mann ist es zwar wichtig zu erfahren, was die Hintergründe des Bienensterbens sind — an ihrem Schaden ändert das jedoch nichts. "Wenn die Königinnen noch leben, können sich die Völker wieder erholen", sagt sie, aber das dauere: "Mein Mann wollte die Stöcke am Wochenende zu den westfälischen Rapsfeldern bringen — das macht jetzt keinen Sinn mehr." Die Gassens können sich den großflächigen Bienenrückgang nur so erklären, dass irgendwo ein Feld oder eine andere Nutzfläche intensiv mit etwas Unzulässigem besprüht worden ist: "So etwas", sagt Gassen, "kommt nicht, weil ein Privatmann im Garten ein Pflanzenschutzmittel verwendet."

Hermann Schratter, Sachverständiger für Bienengesundheit beim Imkerverein Leverkusen Bayer und Schlebusch, spricht von mindestens sechs betroffenen Imkern und Millionen getöteter Bienen. Die Chance, herauszufinden, wer der Verursacher des Sterbens ist, hält er für gering: "Das Institut wird womöglich ein Pestizid ausfindig machen. Bis es soweit ist, dürfte es auf den Feldern aber nur noch schwer nachzuweisen sein." Schratter wird, wie den anderen Imkern, wohl nur eins übrig bleiben: "Völker zukaufen und die Bienenstöcke zumindest vorübergehend an andere Orte bringen."

(RP)
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