Hitdorf Mini-Café hoch über dem Hafen

Hitdorf · Der Hitdorfer Kran wird 80 Jahre alt. Wo 1929 schwere Lastkähne mit Versorgungsgütern fürs Bergische Land entladen wurden, wird heute vor allem gemütlich gefeiert. Im "Kran-Café" steigt am Freitag die Geburtstagsparty für das historische Bauwerk – mit Grillspezialitäten und Live-Musik.

Genüsslich beißt Gerd Doll in ein knuspriges Salami-Brötchen und lässt seinen Blick aus dem Fenster der kleinen Erker-Stube des "Kran-Cafés" über den Hitdorfer Hafen schweifen. "Hierhin sind meine Frau und ich schon vor Jahrzehnten immer mit dem Fahrrad gekommen", sagt der Opladener Rentner: "Das ist einfach ein wunderschönes Plätzchen."

Diesmal feiert Doll mit ein paar Freunden seinen 75. Geburtstag in der kleinen Gaststube hoch über dem Hafengelände. "Der Platz ist genau richtig", frozzelt einer der Anwesenden: "Der Kran ist schließlich noch fünf Jahre älter als du, da kannst du dich richtig jung fühlen."

80 Jahre Hitdorfer Kran – das ist Dieter Beck eine zünftige Geburtstagsparty wert. Am kommenden Freitag, 1. Mai, will der Inhaber des "Kran-Cafés" ab 12 Uhr Würstchen und Fleisch vom Grill servieren, dazu Bier vom Fass – gewürzt mit Livemusik der "Roaring Fourties"

16 Quadratmeter Gemütlichkeit

Wer in der 16 Quadratmeter umfassenden nostalgischen Kaffeestube sitzt, die über dem Hafengelände schwebt, kann sich kaum vorstellen, dass der ehemalige Lastkran bei seiner Inbetriebnahme 1929 als eine Art Wunderwerk moderner Technik gefeiert wurde – nachzulesen in diversen Chroniken.

"Damals war der Hitdorfer Hafen noch einer der wichtigsten Umschlagplätze für Versorgungsgüter, die ins Bergische Land transportiert werden mussten", erzählt Dieter Beck. "Die alten Bahn- und Werftanlagen waren der Verkehrsentwicklung nicht mehr gewachsen." Der neue Greifdrehkran zum Entladen der Schiffe schaffte Beeindruckendes. 4500 Kilo umfasste seine Tragkraft, er war dreimal so leistungsfähig wie sein Vorgänger: Ein Schiff mit 450 Tonnen Ladevermögen konnte nun in zwei Tagen statt einer Woche entladen werden.

Seit 1997 Ausflugscafé

Doch die Blütezeit dauerte nicht ewig: Nachdem der Hitdorfer Hafen nicht mehr industriell genutzt wurde, übernahm eine Bootsschule das Kran-Bauwerk. "Der Inhaber hat sich da ein Büro eingerichtet´", erzählt Dieter Beck. Und seit 1997 habe es immer wieder Versuche gegeben, eine Gastwirtschaft mit angrenzendem Biergarten dort einzurichten: "Die meisten Pächter hielten jedoch nur ein Jahr durch." Das will Beck nun ändern.

Der Hildener Gastronom kaufte den Kran vor einem Jahr, ebenso den gegenüberliegenden "Bergischen Hof", den er zum Eiscafé umfunktionierte. Und er hat langfristige Pläne. Im "Kran-Café" kredenzt er 18 verschiedene Sorten Bier, Schnittchen und andere bodenständige Kleinigkeiten.

Den traumhaften Blick über den Hafen gibt's gratis. "Das ist einer der romantischsten Plätze in der Stadt", schwärmt Beck. "Und das Wahrzeichen muss erhalten bleiben. Hierhin kommen die Leute im Sommer immerhin aus Wipperfürth, Wermelskirchen – ja aus dem gesamten Bergischen Land."

Auch Gerd Doll zieht es immer wieder nach Hitdorf – nicht nur zum Geburtstag. Allerdings kommt der Opladener nicht mehr wie früher per Drahtesel, wie er schmunzelnd verrät: "Im Sommer bin ich immer mit dem Motorrad hier."

(RP)
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