Leverkusen Mit eiserner Disziplin ganz nach oben

Leverkusen · Frank Wieneke hat 1984 überraschend bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille im Judo gewonnen. Den Schülern des Lise-Meitner-Gymnasiums erzählt er, woher er seine Motivation nimmt.

 Olympiasieger Frank Wieneke verrät den Meitner-Schülern, wie man sich motivieren kann: "Nur wer hart trainiert und auch mal verliert, kann am Ende Gewinne vorweisen."

Olympiasieger Frank Wieneke verrät den Meitner-Schülern, wie man sich motivieren kann: "Nur wer hart trainiert und auch mal verliert, kann am Ende Gewinne vorweisen."

Foto: Ralph Matzerath

Als Frank Wieneke in die Halle in Los Angeles tritt, schlottern ihm die Knie, er muss sich hinsetzen. An diesem Tag, im Sommer 1984, kämpft der 22-jährige Judoka bei den Olympischen Spielen. Sein Problem ist die Nervosität. Doch Wieneke weiß, was hilft: Bewegung, lange und hart aufwärmen, Adrenalin ausschütten, ins Schwitzen kommen. Nach fünf Minuten auf der Matte wirft Wieneke seinen Gegner, den Engländer Neil Adams, mit einem Schulterwurf auf den Rücken und gewinnt Gold.

"Es war kein perfekter Wettkampf", sagt der heute 55-Jährige. "Ich war nur einen Tag lang Weltklasse. Neil Adams war eigentlich besser, aber er hat einen Fehler gemacht." Wieneke steht vor Schülern des Lise-Meitner-Gymnasiums. Lehrer Manuel Müller war früher Schüler und Schützling des Olympiasiegers und hat ihn eingeladen, um über Motivation zu sprechen. "Erfolg ist kein Zufall, es gibt keine Entschuldigung für Misserfolg", predigt Wieneke den Jugendlichen. Nur wer mehr und härter arbeitet als alle anderen, sagt er, könne besser sein.

Damit habe Wieneke selbst als junger Sportler kein Problem gehabt. "Man musste mich nicht zum Sport zwingen, sondern eher davon abhalten, zu viel zu trainieren." So trudelte der junge Frank Wieneke immer als Letzter auf Partys ein, weil er vorher noch trainiert hatte. Beim Joggen konnte er es nicht ertragen, wenn andere Läufer ihn überholten. Und er hungerte teilweise wochenlang, um sein Kampfgewicht zu erreichen.

Diese Disziplin brachte Wieneke Gold und Silber bei Olympia ein, er wurde mehrfach Deutscher Meister sowie Europameister. Er studierte an der Sporthochschule Köln, führte als Bundestrainer Ole Bischof zur Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Peking und hat heute seine eigene Judoschule in Frechen. Trotzdem, meint Wieneke, hätte er mehr erreichen können. "Meine Laufbahn war nicht erfolgreich genug, ich hätte konstantere Leistungen bringen müssen", sagt er. "In 13 Jahren in der Nationalmannschaft habe ich nur fünf Medaillen gewonnen. Ich habe viel häufiger verloren, als ich gewonnen habe."

Das will er den Schülern mit auf den Weg geben: Nur wer hart trainiert und auch mal verliert, kann am Ende Gewinne vorweisen. "Wichtig ist, nach Misserfolgen positiv zu denken und Lösungen zu suchen", sagt der Sportler. "Und zwar bei sich selbst und nicht bei anderen. Der Kopf entscheidet über den Erfolg."

Die Gymnasiasten fragen interessiert nach, über die Ernährung des Athleten und leistungssteigernde Mittel, über das Aufgeben und das Gefühl, eine Goldmedaille bei Olympia zu gewinnen. "Es ist, wie einmal kurz zum Mond zu fliegen und wieder zurückzukommen", antwortet Wieneke. "Dann steht man hier und fragt sich: War ich wirklich da oben?"

(veke)
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