Leverkusen Mit Maschendraht gegen Wild-Unfälle

Leverkusen · Der Landesbetrieb Straßen.NRW lässt auf den 9,5 Kilometern Autobahn zwischen dem Kreuz Leverkusen und der Ausfahrt Burscheid für rund 440 000 Euro einen zwei Meter hohen Wildschutzzaun errichten.

 Soll für mehr Sicherheit sorgen: die Fangzaunanlage kurz vor dem Leverkusener Autobahnkreuz in Höhe Alkenrath.

Soll für mehr Sicherheit sorgen: die Fangzaunanlage kurz vor dem Leverkusener Autobahnkreuz in Höhe Alkenrath.

Foto: Uwe Miserius

Im Bürgerbusch wird jetzt wieder gekämpft. Die Rehböcke stecken ihr Revier ab. Gut möglich, dass eines der vom Sieger vertriebenen Tiere in Panik auch auf die den Stadtwald teilende A1 läuft, auf der im Bereich Leverkusen rund 110 000 Fahrzeuge täglich brausen. Um die Gefahr von gefährlichen Begegnungen einzudämmen lässt der Landesbetrieb Straßen.NRW jetzt auf den 9,5 Kilometern Autobahn zwischen dem Kreuz Leverkusen und der Ausfahrt Burscheid für rund 440 000 Euro einen zwei Meter hohen Wildschutzzaun errichten.

Gestern waren die Arbeiter im Bereich Lützenkirchen damit beschäftigt, den Maschendrahtzaun auszurichten. "Unfälle mit Rehen, Dammwild und Wildschweinen häufen sich. Wir haben das auch in diesem Abschnitt der A1 beobachtet", sagt Norbert Cleve von Straßen.NRW. Laut Polizei wurden dort vier Wildunfälle in 2012 und fünf im vergangenen Jahr erfasst. Dabei wurde glücklicherweise kein Mensch verletzt, aber es gab zum Teil erheblichen Sachschaden. "Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen, weil Kollisionen mit Fuchs und Hase in der Regel wegen des nur geringen Schadens nicht angezeigt werden", sagt ein Polizeisprecher.

"Beim Zusammenstoß mit einem Wildschwein oder Rehbock wirken starke Kräfte", weiß Ralph Müller-Schallenberg. Der Leverkusener Rechtsanwalt ist auch Präsident des Landesjagdverbandes. "Wenn Sie mit dem Auto und Tempo 60 auf ein Widlschwein treffen, ist das so, als ob Sie mit einem 3,5 Tonnen schweren Nashorn kollidieren", verweist er auf eine Statistik des Deutschen Jagdverbandes (DJV). Demnach gab es bundesweit 2012/13 bei knapp 210 000 Wildunfällen rund 3000 Verletzte, 20 Tote und einen Schaden von einer halben Milliarde Euro. 2011/12 lag die Zahl der Wildunfälle noch um sieben Prozent niedriger.

Jedes sechste Reh in Deutschland wird nicht vom Jäger erlegt, sondern von Fahrzeugen, schätzt der DJV. "Wenn zehn Rehe pro Jahr im Bürgerbusch zum Abschuss freigegeben sind und drei sterben auf der Autobahn, dann dürfen nur sieben Tiere vom Jäger geschossen werden", verdeutlicht Revierförster Karl Zimmermann den Zusammenhang Jagd und Straßenverkehr. Müller-Schallenberg geht davon aus, dass in Leverkusen jedes zweite Reh nicht vom Jäger erlegt wird.

Damit sich kein Wildschwein auf Nahrungssuche unter dem neuen Zaun durchwühlt, ist dieser unten mit einem Stacheldraht versehen. Gut möglich also, dass der neue Wildschutz an der A1 auch dazu beiträgt, dass künftig mehr Wildbret auf dem Teller landet. "In drei Wochen sollen die schon an den Zäunen überall ausgerichtet sein", verspricht Norbert Cleve.

(RP)
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