Leverkusen Mit Mendelssohn in die warme Sonne Italiens

Leverkusen · Als Einspringer beim "KlassikSonntag" begeisterte der Pianist Knut Hanßen im Zusammenspiel mit der Westdeutschen Sinfonia.

Er war ein Glücksfall für KulturStadtLev. Nicht nur, weil Knut Hanßen als kurzfristiger Einspringer für den erkrankten Kollegen Nikolai Tokarew das vorgesehene Programm dieses vierten KlassikSonntages rettete. Nein, sein einerseits klares und virtuoses, andererseits lyrisch und ausdrucksvolles Klavierspiel begeisterte das Publikum im Forum-Saal, das sich noch eine Zugabe vom Solisten erbat. Und das kühne Klavier-Konzert Nr. 2 f-Moll op. 21 von Frédéric Chopin hat es durchaus in sich. Insbesondere für den Tastenkünstler, der nach den ersten Einleitungsminuten des Orchesters fast durchgehend im Vordergrund steht und dessen Part gespickt ist mit bravourösen Passagen.

Dirigent Dirk Joeres verstand die kompositorische Anlage genauso und hielt seine Westdeutsche Sinfonia zur gänzlich uneitlen Zurückhaltung an. Mitunter lieferte sie nur eine sanfte, wolkige Grundlage, auf der Knut Hanßen beispielsweise im Larghetto-Mittelsatz seine emotionalen Melodielinien gen Himmel schicken konnte. Berauschend schön, wie auch die glasklar perlenden Laufketten, die seine Finger im Finale präzise durch die Lagen jagten. Das dürfte der Vorstellung Chopins, der als "Paganini des Klaviers" gepriesen wurde, sehr nahe gekommen sein.

Jene dynamische Zurückhaltung zugunsten eines flächigen, changierenden Klangs bestimmte bereits das Eingangsstück, das den amerikanischen Komponisten Samuel Barber auf einen Schlag berühmt machte, das Adagio für Streichorchester op.11. Dirk Joeres ließ es als Hauch von Musik erklingen, der allerdings überhaupt keine Erkältungswelle verträgt. Hustenanfälle waren allerdings im Forum die einzige Störung, dieses wundervollen Gespinstes, bei dem die Streicher einen Ton aus dem vorhergehenden zogen. Der Streicherapparat der Westdeutschen Sinfonia war dieses Mal mit neuen Gesichtern besetzt, jünger und weiblicher vor allem.

Vertraute Personen dagegen bei den Bläsern, die sich wieder durch präsenten und weichen Ansatz auszeichnete. Vor allem im zweiten Teil mit der 4. Sinfonie A-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy. Den mochte man als Diaabend einer Italienreise erleben, allerdings ohne fertige Bilder und Längen. Interessant und lebendig führten die Musiker jene Eindrücke vor Augen, die der Komponist 1831 auf seiner Reise in den Süden eingefangen und in Töne übertragen hat: In wundervolle Melodik der Streicher und Bläser im Wechsel, die über tupfenden Celli zur Geltung kam oder das lautmalerische Naturerlebnis im dritten und natürlich der südländisch hitzige und tänzerische Schlusssatz in rasantem Tempo.

(mkl)
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