Solar Impulse Mit Technologie aus Leverkusen um die Welt

Leverkusen · Der Solarflieger Solar Impulse diente Covestro als Labor. Polyurethan-Schaumstoff machte das Flugzeug leicht, so dass es auch ganze Nächte mit der gesammelten Sonnenenergie durchfliegen konnte.

Flug über den Big Apple
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Foto: dpa, ay

Die Bilder sind um die Welt gegangen: Die Solar Impulse landet nach ihrer Weltumrundung am Flughafen in Abu Dhabi. Ein Weltrekord, denn noch nie hat ein Flugzeug ohne einen Tropfen Treibstoff so eine Strecke zurückgelegt. Der Solarflieger brauchte etwas über ein Jahr dafür, legte 16 Zwischenstopps und mehrere längere Pausen ein. Doch er schaffte, was viele nicht für möglich gehalten haben. An dem Tag der glücklichen letzten Landung des Ökofliegers knallten vermutlich auch in Leverkusen die Champagnerkorken. Denn Covestro (vormals Bayer MaterialScience) hat Anteil daran, dass das ehrgeizige Projekt der beiden Abenteurer Bertrand Piccard und André Borschberg Wirklichkeit wurde.

Das Projekt sollte beweisen, dass man nur mit der Kraft der Sonne weite Strecke zurücklegen kann und dass erneuerbare Energien die Zukunft bedeuten.

Schon seit 2010 beteiligte sich Bayer Material Science an der Entwicklung des Flugzeugs - in Leverkusen, Dormagen und Uerdingen. 25 Ingenieure entwickelten speziellen Polyurethanschaum für Flügel- und Motorenverkleidung. Sie konzipierten die Kanzel des Leichtflugzeugs, das zwar breit ist wie ein Jumbojet, aber nur so viel wiegt wie ein Mittelklassewagen. Nur einer der Piloten hatte Platz im winzigen Cockpit und musste teilweise die langen Tag- und Nachtflüge allein durchhalten. Dank 17.000 Solarzellen tankt die Solar Impulse tagsüber Sonnenenergie, mit der sie auch nachts fliegen kann.

"Covestro hat uns das beste Material präsentiert und hat einen großen Anteil an unserem Erfolg", sagte Pilot Bertrand Piccard. Denn das Gewicht war von Anfang an das Hauptproblem des Flugzeugs. Dank der Hightech-Polymerwerkstoffe des Unternehmens konnte das Flugzeug 160 Kilogramm leichter werden. Polyurethan-Schaumstoff zum Beispiel dient als extrem leichtes Dämmmaterial, das Temperaturschwankungen von Tag und Nacht trotzdem gut kompensieren kann. Mit diesem Material war die Flugzeughülle überzogen. Aus Covestros Polycarbonat wurde die Frontscheibe des Cockpits hergestellt, weil das Material nur halb so schwer ist wie Glas.

"Für uns war Solar Impulse ein fliegendes Labor, das uns wertvolle weiterführende Erkenntnisse geliefert hat. So werden verschiedene neue Materialien, die wir für das Flugzeug bereitgestellt haben, künftig in vielen Produkten des täglichen Lebens zu finden sein", nennt Patrick Thomas, Vorstandsvorsitzender von Covestro, die Beweggründe für die Zusammenarbeit.

Nun hat sich Covestro entschieden, nach der erfolgreichen Weltumrundung des Solarflugzeugs eine darauf aufbauende neue Initiative zu unterstützen. Das Unternehmen wird erster Partner des kürzlich gegründeten internationalen Komitees für saubere Technologien (International Committee for Clean Technology, ICCT). Borschberg und Piccard haben das Komitee gegründet, um das Erbe ihres Projekts fortzuführen. Sie wollen damit auch in Zukunft zeigen, was mit modernen Materialien und Technologien möglich ist. "Solar Impulse hat mit der Weltumrundung ganz ohne Treibstoff bewiesen, was sich mithilfe bereits vorhandener moderner Technologien machen lässt", sagte Patrick Thomas. Ab 2017 wird Covestro also im Vorstand der Solar-Impulse-Stiftung vertreten sein. Thomas: "Wir verstehen dieses Engagement auch als Auftrag zur Selbstverpflichtung, im Einklang mit den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung solche Technologien voranzutreiben und nachhaltige Lösungen bereitzustellen."

(RP)
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