Leverkusen Mobilitäts-Ideen gesucht: ein Witz oder super?

Leverkusen · Die Stadt will mindestens 1600 Bürger befragen, wie sie sich den Straßen-, Bus- und Radverkehr in zehn Jahren vorstellen. Daraus soll das Konzept "Leverkusen mobil" entstehen. Die Fakten-Aufarbeitung kostet rund 60 000 Euro.

 Stadt-Verkehrsplaner Michael Syring setzt bei der Mobilität mehr auf die Nutzung des Fahrrades — auch für die Steigerung der Luftqualität

Stadt-Verkehrsplaner Michael Syring setzt bei der Mobilität mehr auf die Nutzung des Fahrrades — auch für die Steigerung der Luftqualität

Foto: Matzerath, Ralph

Die Stadt Leverkusen will das Verkehrsverhalten in Leverkusen verändern. Der Weg soll weg vom Auto und hin zu mehr sauberen Verkehrsmitteln führen: Zu Fuß gehen, Fahrrad fahren und Busnutzung werden als Fortbewegungsmittel der ersten Wahl propagiert. "Der Verkehr muss anders werden", sagte Stadt-Verkehrsplaner Syring am Montag im Stadtentwicklungsausschuss. Er bereitet ein "Mobilitäts- Konzept" mit dem Titel "Leverkusen mobil" vor. Alle Leverkusener können daran mitschreiben: Die Stadt will noch 2015 die Bürger befragen, um vorhandene Daten zu aktualisieren. Das Projekt kostet 60 000 Euro (davon zahlt das Land 42 000 Euro). Politiker im Ausschuss begrüßten die Konzeptidee.

Bei der Erhebung sollen mindestens 1600 Leverkusener berichten, wie sie sich fortbewegen: schriftlich, telefonisch, per Internet, in für alle offenen Arbeitsgruppen. Die Stadt will so Einblicke in die Wunschwelt der Leverkusener erhalten. Das Ziel ist die Erarbeitung eines "Leitbildes" unter der Überschrift "Wie wollen wir 2025 in Leverkusen leben?" Die Faktenaufarbeitung übernimmt ein privates Ingenieurbüro.

Trend zum eigenen Auto nimmt ab

Sicher sei: Der Platz für den Bau von Straßen stoße an Grenzen und der Trend zum eigenen Auto nehme ab, speziell bei jungen Leuten, sagte Syring. Allerdings gebe es beim Bus- und Bahnverkehr noch großes Potenzial. Die Bürger könnten beispielsweise fordern: Baut mehr Radwege und seht zu, dass sie auch frei bleiben. Denn: Der Radfahrerclub ADFC habe festgestellt, dass zugeparkte Radwege und Baustellen in Leverkusen Schwachpunkte für den Bereich Radfahren seien.

Syring sieht auch diese Aufgaben: die Ausgestaltung der "Verknüpfungspunkte". Bedeutet: Fährt der Radler zum Bahnhof, dann soll er dort auch ordentliche Abstellmöglichkeiten, am besten Radgaragen vorfinden. Möglicherweise schaffe es Leverkusen jetzt auch mal, Leih-Fahrradstationen aufzubauen. Bislang, so räumt Syring ein, fehle ein Investor. Dass es künftig Ladestationen für E-Räder geben müsse, ist ohnehin klar. Ebenfalls mögliche Projekte: Ausbau des Car-Sharing-Modells und die Optimierung der Bus- und Bahnanschlüsse.

Syring sieht weitere Meilensteine für die Diskussion: Wie lässt sich der Lärm senken? (NRW legt gerade ein Finanzierungsmodell für Lärmschutzmaßnahmen auf, damit Kommunen diese Maßnahmen finanzieren können). Und: Wie lässt sich die Luftqualität verbessern und damit die Gesundheit fördern? Das geplante Konzept soll auch die älter werdende Bevölkerung berücksichtigen. 2016 sollen in Arbeitsgruppen mit den Bürgern zusätzliche Mobilitäts-Ideen entwickelt werden. Und über allem schwebt der Druck, dass die Stadt knapp bei Kasse ist und nicht allzu viel finanzieren kann.

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Foto: dpa, rho pzi

CDU-Ratsherr Paul Hebbel zeigte sich im Ausschuss über das Erreichen des Konzeptzieles "sauber, leise, gesund" wenig optimistisch. Es sehe eher danach aus, dass der Autoverkehr quälender werde - bis hin zum allgemeinen Stillstand. Bürgerlisten-Ratsherr Karl Schweiger fasste sich an den Kopf: "Angesichts der Probleme mit dem Autobahnausbau in Leverkusen hört sich die städtische Mobilitäts-Idee wie ein Treppenwitz an."

Der Verkehr auf den Autobahnen beschere Leverkusen Unmengen an Lärm und Schadstoffbelastungen. "Dagegen ist der innerstädtische Verkehr Peanuts." SPD-Ratsherr Uwe Richrath forderte gestern auch deshalb einen ganzheitlichen Untersuchungsansatz: Die Stadt müsse die Weg der Bürger in und außerhalb von Leverkusen berücksichtigen.

Dass der öffentliche Nahverkehr noch Reserven habe, widerlegte ausgerechnet dieser Ausschuss 60 Minuten vor der Diskussion um das Mobilitäts-Zukunftskonzept. Die Politiker forderten den Ausbau der Bahnlinie RB 48 von Opladen nach Köln. Diese Linie sei regelmäßig völlig überbelegt. Da müsse dringend etwas passieren. Jetzt.

(RP)
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