Leverkusen Morgen hat der Osterhase Geburtstag oder?

Leverkusen · Im Vergleich mit Ostern erscheint Weihnachten vielen als das wichtigere Fest der Christenheit. Theologisch ist es aber umgekehrt. Stadtdechant Heinz-Peter Teller erklärt die Bedeutung der Feier zur Wiederauferstehung von Jesus Christus.

 Freut sich besonders auf die Oster-Gottesdienste: Pfarrer Heinz-Peter Teller (li.) - hier mit Kardinal Reiner Maria Woelki im Oktober 2014.

Freut sich besonders auf die Oster-Gottesdienste: Pfarrer Heinz-Peter Teller (li.) - hier mit Kardinal Reiner Maria Woelki im Oktober 2014.

Foto: Miserius (archiv)

An Weihnachten sind die Kirchen voll, aber die Ostertage nutzen viele Menschen heute lieber zum Wegfahren als zu Hause die Gottesdienste zu besuchen. Viele kennen gar nicht mehr die eigentliche Bedeutung des Festes. Das sei "der Geburtstag des Osterhasen", hat Pfarrer Heinz-Peter Teller schon auf Nachfrage gehört. "Das ist ja eine nette Idee, aber leider falsch", sagt er und schmunzelt.

Dabei ist Ostern das höchste Fest der Christenheit. Weihnachten erscheine vielen als der wichtigere Tag, weiß Teller, aber theologisch sei es genau umgekehrt. "Ohne Ostern würden wir Weihnachten gar nicht feiern." Weil Jesus Christus stellvertretend die Schuld der Menschheit auf sich genommen hat, Karfreitag am Kreuz gestorben und am Ostersonntag auferstanden ist, weil damit der Tod überwunden ist, wird auch der Beginn seines Lebens gefeiert. Dass das Fest der Geburt Christi dem tatsächlich sehr viel älteren Osterfest den Rang abgelaufen hat, kann sich der Pastor und Stadtdechant durchaus erklären. Ein Neugeborenes rührt die Menschen, die Botschaft von Tod und Auferstehung ist dagegen schwerer zu begreifen. Außerdem wird Weihnachten traditionell in der Familie gefeiert, es ist mit großen Erwartungen verbunden. Weihnachten soll alles perfekt sein, aber nicht selten wird es zum Krampf. Es ist mit großen Emotionen verbunden, positiven wie negativen, und außerdem mit vielen Kindheitserinnerungen. Jedoch ist die Auferstehung Jesu die zentrale Glaubensbotschaft der Christen.

Deswegen werde auch jede Woche ein kleines Osterfest gefeiert, betont Teller. An jedem Sonntag erinnere man sich der Erlösung vom Tod. Am ersten Tag der Woche übrigens, die mit dem Sabbat, dem Samstag endet. "Theologisch ist es falsch, wenn wir uns ein schönes Wochenende wünschen", sagt Teller, jedenfalls wenn damit die freie Zeit bis zum Arbeitsbeginn am Montag gemeint ist. Die Woche beginnt nicht zufällig mit dem Sonntag. Darin steckt schon eine wichtige theologische Aussage. Nämlich dass Christen sich den Ruhetag nicht erst erarbeiten müssen, sondern ihn vorweg bekommen. "Und zwar geschenkt, wie überhaupt alles Wichtige im Leben geschenkt ist." In Gottes Ordnung gelte nicht der weltliche Spruch "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen", sondern zuerst dürfen die Menschen Kraft tanken, das Handeln in der Woche sei dann die Antwort darauf.

In der Karwoche und an Ostern werden die feierlichsten und traditionsreichsten Gottesdienste gefeiert. Da werden alte Bräuche lebendig gehalten - wie die symbolische Fußwaschung am Gründonnerstag, die anschließende Anbetung bis zum Morgen des Karfreitag, Kreuzweg, die Feier vom Leiden und Sterben Christi zur Todesstunde, die Feier der Osternacht oder das Agape-Mahl. "Deswegen freue ich mich immer besonders auf Ostern mit all diesen besonderen Gottesdiensten", sagt Pfarrer Heinz-Peter Teller. "Ostern wird deutlich: Egal was passiert, am Ende wird alles gut". Und das sei nicht einfach so locker dahergesagt, sondern eine Glaubensaussage: "Davon lebe ich."

(mkl)
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