Leverkusen "Museum schließen, dafür Schulen sanieren"

Leverkusen · Allein die aufkeimende Spardiskussion hat dem Museum schon massiv geschadet, sagt Kulturdezernent Marc Adomat.

 Runde Sache: Auf der Sparkassen-Kugel in Wiesdorf leuchtet die Werbung für die Museumsausstellung.

Runde Sache: Auf der Sparkassen-Kugel in Wiesdorf leuchtet die Werbung für die Museumsausstellung.

Foto: UM

Die Stadt Leverkusen hatte am 22. Februar ihr "Girokonto" um rund 308 Millionen Euro überzogen. Damit nähert sich die Stadt dicht der bisher genehmigten Grenze von 350 Millionen Euro. Dieser kommunale Überziehungskredit ist so günstig zu bekommen, dass die Stadt von den 308 Millionen sogar 30 Millionen Euro abzweigen kann, um sie gewinnbringend als Tagesgeld anzulegen. Dennoch: Die vielen geliehenen Millionen Euro sind offenbar nötig, um die aktuellen städtischen Kosten bezahlen zu können. Dass die Stadtspitze trotzdem von den Aufsichtsbehörden gezwungen wird, über stärkeres Sparen nachzudenken, wirft ein Schlaglicht auf die Brisanz der städtischen Finanzlage.

Die Idee der Unternehmensberater, das Museum zu schließen, war ein Paukenschlag, der bundesweit gehört wurde und längst nicht verhallt ist. Dabei sind die vorgestellten Ideen für den städtischen Kulturbereich erst der Anfang der Spardiskussionen. Auch der städtische Sportsektor steht derzeit auf dem Prüfstand. Weitere städtische Verwaltungsbereiche werden folgen.

Verschwörungstheoretiker sagen schon: Die Stadt hat mit dem Museum angefangen und auch mit viel Protest gerechnet. Dies sei reine Taktik: Jetzt würden sich alle an diesem Vorschlag abmühen und später fehle die Kraft, sich gegen andere, härtere Sparaktionen zu stemmen.

Bürgermeister Bernhard Marewski betonte in seiner Rede am Freitag vor dem Preisträgerkonzert der Musikschule: "Bisher sprechen wir nur über Vorschläge, entschieden ist noch nichts." Der CDU-Ratsherr sagte dies auch, weil es die Idee gibt, die Personalstruktur der Musikschule ebenfalls massiv umzubauen, um Geld zu sparen. Stadt und Politik würden im Dialog mit dem Bürger alles gewissenhaft prüfen. "Entscheidungen machen wir uns nicht leicht", versicherte Marewski, der Mitglied im Kulturausschuss ist. Museum Morsbroich und Musikschule würden seit Jahren bei Sparaktionen wie Zitronen ausgequetscht, dabei leisteten beide Einrichtungen gute Arbeit. Die (Spar-)Beschlüsse fielen dazu wohl frühestens im Juni.

Zumindest beim Thema "Museum" sind viele Bürger ganz anderer Meinung. 12 zahlende Besucher pro Tag, das sei nicht hinnehmbar, schrieb beispielsweise der Wiesdorfer Unternehmer Norbert Roß, der sonst eher als Senatspräsident der KG Altstadtfunken bekannt ist.

Andere fordern "Museum verkaufen, endlich Schulen sanieren". In diese Bresche schlägt mit scharfem Säbel auch der ehemalige Oberbürgermeister Dr. Walter Mende: "Tatsache ist, dass der Kulturausschuss sich in einem präsenilen Zustand befindet und für die Verwaltung von Kultur so viel Ahnung hat wie ein Ochs vom Tanzen. Ich träume von Dr. Wolfgang Schulze-Olden (verstorbener Kulturdezernent, d. Red.), der sich im Grabe umdrehen wird." SPD-Ratsherr Mende fordert, das Museum auch zu einem Schwerpunkt des schulischen Kunstunterrichts zu machen. Vorbilder seien etwa der Louvre oder das Römisch-Germanische Museum Köln.

Kulturdezernent Marc Adomat sagte eine "tabulose Diskussion" zu den Sparideen zu. Sicherlich werde die bisherige Strategie verändert. Möglicherweise müsse man das Schloss stärker vermarkten, um die Einnahmen zu erhöhen. Dies gelte grundsätzlich auch für den Museumsbetrieb. Allein über mehr Besucher (heute 18 zahlende pro Tag) lasse sich dies nicht erreichen. Adomat will von Landes- und Bundesregierungen Finanzhilfen holen. Gute Kultur gebe es nicht zum Nulltarif.

Die Schließungsdiskussion schade aber derzeit schon dem Museumsimage: "Sponsoren und Künstler werden sich doch jetzt fragen, ob sie sich mit einem ,gefährdeten' Museum noch befassen sollen."

(RP)
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