Leverkusen Musikalische Märchenwelt des Bayer-Blasorchesters

Leverkusen · Zur weichnachtsfreien Zone erklärte Moderator Sebastian Brings das Konzert des Bayer-Blasorchesters am Samstagabend. Schließlich hatte man sich dieses Mal nur auf Musik zum Thema "Sagen, Märchen und Legenden" konzentriert. Und doch ließ sich das nahende Fest nicht wirklich umgehen, wie schon die Dekoration der Erholungshaus-Bühne erkennen ließ und das vorab verteilte Liedblatt.

Ein wenig weihnachtlich aber wurde es auch schon beim vierten Programmpunkt, dem Walzer aus Peter Tschaikowskys Ballettmusik "Dornröschen". Ein Beitrag aus der Gruppe Märchen natürlich, und doch gehört das klassische Ballett neben dessen "Nussknacker" irgendwie längst zu dieser Jahreszeit. Vielleicht weil man von der Wärme der Musik davongetragen wird, so wie es der Komponist selber empfand. Die Melodie des Walzers kennt eigentlich jeder, und doch klang es ganz anders in diesem Arrangement für Bläser-Besetzung, wo die Klarinetten auf den Plätzen der Geigen sitzen und selbst beim lieblichen Schwelgen einen satteren Strom verbreiten. Locker und leicht ließ Pierre Kuijpers die Musik schwingen. Von "Herr der Ringe" bis zu "Robin Hood" reichte die Mischung von Kompositionen, die alle dazu geeignet sind, Bilder in den Köpfen der Zuhörer wachzurufen. Und manchmal gab es sogar dazu noch optische Unterstützung. So wurde das Bühnenlicht zur 4. Szene aus Richard Wagners Oper "Lohengrin" abgedunkelt, damit man die Filmprojektion aus Bayreuth oder anderswo im Hintergrund sehen konnte. Aus der Burg bewegt sich der Brautzug mit Elsa auf das Münster zu. Und live kam der dichte Sound zu dieser feierlich getragenen Hochzeitsprozession. Wagner ist ein dankbarer Komponist für ein sinfonisches Blasorchester, sollte man meinen. Denn in diesem Arrangement durften alle Musiker mal so richtig zulangen, insbesondere die Blechbläser und das Schlagzeug mit einer Pauke im Dauerfeuer. Ganz große Oper wurde hier aufgelegt, während man sonst mehr in Filmmusik schwelgte.

Wie groß die dynamische Spannbreite des Orchesters ist, das wurde bereits im allerersten Stück innerhalb weniger Minuten klar. In der kurzen Hommage an Hans Christian Andersen "The Noble Poet" hat der dänische Komponist Sören Hyldgaard alles zusammengefasst, was dessen Märchenwelt so bietet: liebliche Idylle und behutsame Melodik genauso wie wuselige, spannende und dramatische Entwicklungen. Im Orchester spielt die Tuba nicht gerade die Hauptrolle, wohl aber in Rodney Newtons "Capriccio", das den Elefanten des Blasorchesters als Solist in den Vordergrund rückt. Dass dieses schwerfällige Instrument deutlich mehr kann als nur die Basslinie zu tupfen, führte Guido Gorny vor. Der aus Leverkusen stammende Dozent für Tuba und Euphonium ließ es geradezu elegant und wendig erscheinen, wenn er die Melodien aus dem Orchester weiterführte und wieder zurückgab. Noch stehen Weihnachten und Ostern bevor, aber das Bayer Blasorchester hat schon eine Einladung für den Pfingstmontag ausgesprochen. Dann findet das nächste Konzert als Matinee im Erholungshaus statt, so wie jedes Jahr.

(mkl)
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