Leverkusen/Leichlingen Nach Krebs ohne Magen, aber alles essen

Leverkusen/Leichlingen · Im Klinikum Leverkusen gründet der Leichlinger Prof. Wolfgang Ahrens eine neue Selbsthilfegruppe für Betroffene von Magen-, Bauchspeicheldrüsen- und Luftröhrenkrebs. Es gibt einige Hundert Patienten in der Region - Tendenz steigend.

 Der Leichlinger Prof. Wolfgang Ahrens gründete eine Selbsthilfegruppe für "Bauchkranke". Das Klinikum-Team unterstützt die Arbeit.

Der Leichlinger Prof. Wolfgang Ahrens gründete eine Selbsthilfegruppe für "Bauchkranke". Das Klinikum-Team unterstützt die Arbeit.

Foto: Uwe Miserius

Wie kann man ohne Magen leben? Kaum vorstellbar! Doch alleine im Klinikum Leverkusen muss pro Jahr durchschnittlich 50 Krebspatienten der Magen vollständig entfernt werden. "Die Patienten haben nach der Operation keinen Hunger und regelrecht Angst zu essen", berichtet die Ernährungsmedizinische Beraterin des Klinikums, Claudia Pauli. Diese Patienten hätten aber wegen ihrer Krebserkrankung ohnehin in der Regel schon einen größeren Gewichtsverlust vor der Entfernung ihres Mangens zu beklagen. Umso gefährlicher sei es, wenn die Operierten dann auf dubiose "Informationen" bauten, die beispielsweise im Internet kursierten, und womöglich noch eine Diät machen.

"Die Patienten müssen genau das Gegenteil von dem lernen, was überall propagiert wird. Menschen ohne Magen sollen alles essen und das alle zwei Stunden. Und an alles gehört bei ihnen ein Schuss Sahne oder Butter, damit sie ihr Reservoir auffüllen können", betont die Ernährungsberaterin. Nach Informationen von Claudia Pauli dürfte es in Leverkusen und Umgebung mehrere Hundert an Magen-, Bauchspeicheldrüsen- oder Speiseröhrenkrebs-Erkrankte geben - mit einer Tendenz nach oben.

Deshalb informiert Pauli auch gleich bei der Gründungsversammlung der neuen Selbsthilfegruppe für Krebs der oberen Verdauungsorgane im Klinikum über die richtige und wichtige Ernährung sowie über die notwendige Ernährungstherapie.

Denn wenn ein Patient in der Umstellungsphase nach der Operation, die zwischen sechs und zwölf Monaten dauern kann, seine Angst vor dem Essen und seine Appetitlosigkeit nicht in den Griff bekomme, riskiere er, schlichtweg zu verhungern. Das Gefühl, nicht mehr essen zu können, kennt auch Prof. Wolfgang Ahrens aus Leichlingen. Der 70-Jährige litt an Magenkrebs. Vor vier Jahren wurde ihm der komplette Magen entfernt. Aus eigener Betroffenheit und weil Ahrens weiß, dass sich der Krebs alleine ganz schwer, aber in Gemeinschaft besser ertragen lässt, möchte er jetzt eine Selbsthilfegruppe im Klinikum Leverkusen gründen.

Unterstützer und medizinische Berater findet er dabei in Chirurgiechef Prof. Karl-Heinz Vestweber und Ernährungsberaterin Claudia Pauli. Nach Vorstellung von Ahrens könnte die Selbsthilfegruppe einmal im Monat zusammenkommen für Fachvorträge, Erfahrungsaustausch und gemeinsame Aktivitäten, wie beispielsweise der Besuch in einer Lehrküche.

In der Selbsthilfegruppe soll es auch um das gegenseitige Mutmachen, um Strategien im Umgang mit dem Krebs und den Erhalt von Lebensqualität gehen. Wolfgang Ahrens hat für sich die Strategie entwickelt: "Ich bin ein Kopfmensch und sage immer immer wieder, was in meinem Bauch passiert, geht mich nichts an." Das gelinge ihm natürlich nicht immer, aber der 70-Jährige sagt: "Ich habe auf jeden Fall noch eine Lebensqualität!" Und er fügt hinzu: "Andere Menschen beten oder treiben nur noch Sport." Es gebe dazu eine spezielle Meditationstechnik zur Unterstützung der Selbstheilungskräfte: "Je positiver man eingestellt ist, umso mehr werden auch die Selbstheilungskräfte gegen den Krebs mobilisiert", hat Wolfgang Ahrens selbst erfahren.

(RP)
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