Leverkusen Nachbarschaft schafft Klimaschutz

Leverkusen · Das Team des Naturguts Ophoven fördert die Hilfe unter Nachbarn - über das Internet.

 Manfred Urbschat und Ute Rommeswinkel sind von den positiven Auswirkungen guter Nachbarschaft überzeugt. In ihrer Siedlung funktioniert das.

Manfred Urbschat und Ute Rommeswinkel sind von den positiven Auswirkungen guter Nachbarschaft überzeugt. In ihrer Siedlung funktioniert das.

Foto: matzerath

Früher war es normal, dass sich Nachbarn aushalfen - mit Werkzeug, mit Anpacken beim Bäumefällen oder Obsternten, auch schon mal bei der Autoreparatur oder dem Schneeschippen. Heute scheint das nicht mehr so normal zu sein, zumindest funktioniert es kaum noch ohne das verbindende Element des Internets.

Das "World Wide Web" bringt nun selbst Menschen zusammen, die eigentlich Tür an Tür wohnen: mit Nachbarschaftsnetzwerken wie "www.nebenan.de", "www.wirnachbarn.com" oder "www.nachbarschafts-netzwerk.net" zum Beispiel. Was zunächst absurd klingt, hat für das Naturgut Ophoven aber auch positive Nebeneffekte: "Gerade Nachbarschaften bieten vielfältige Ansätze für mehr Klimaschutz im Alltag", sagt Dr. Hans-Martin Kochanek, Leiter der Einrichtung. Er möchte die Idee deshalb publik machen. Wer sich eine Bohrmaschine oder eine Leiter beim Nachbarn ausleihe, müsse keine eigene kaufen. In der Gemeinschaft würden dadurch Ressourcen gespart. "Der ,Ich kann alles alleine-Trip' wird allmählich wieder von einem Trend gegen die Vereinsamung abgelöst", sagt Kochanek.

In Schlebusch/Leimbacher Berg funktioniert das Prinzip bereits. Manfred Urbschat und seine Nachbarn zum Beispiel nutzen die Online-Plattform "www.nebenan.de" . Ein Ehepaar hatte die Initiative ergriffen und auf die Anmeldemöglichkeiten aufmerksam gemacht, man traf sich und tauschte sich aus.

Mittlerweile sind 171 Nachbarn im lokalen Netzwerk registriert, der Radius der Mitglieder soll nicht größer als ein Kilometer sein. "Auch das ist Klimaschutz, dass alle zu Fuß zu erreichen sind", sagt Urbschat. In der Gruppe werden Gebrauchtwaren getauscht oder verkauft, Babysitterjobs vermittelt, man hilft sich beim Bau von Karnevalsumzugswagen, tauscht Werkzeug aus und vieles mehr. 507 Aktivitäten der Nachbarn zählt das Online-Portal seit September 2016, mit den Bewohnern in der weiteren Umgebung sind es sogar 263. Die Gruppe ist als "besonders aktiv" deklariert.

"Gerade Nachbarschaft ist es, die Antworten auf die großen gesellschaftlichen Themen wie demographischer Wandel, Anonymisierung der Gesellschaft, nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und Sicherheit bietet. Starke und lebendige Nachbarschaften wirken im Kleinen und für jeden Einzelnen. Sie verbessern unsere Lebensqualität dort, wo wir die meiste und wichtigste Zeit verbringen", sagt Hans-Martin Kochanek.

Online-Nachbarschaften gibt es übrigens auch schon in Rheindorf, Hitdorf, Opladen-Mitte, Quettingen-Ost und eben in Schlebusch am Leimbacher Berg.

(inbo)
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