Leverkusen Negativ-Rekord im Scala

Leverkusen · Im Opladener Kino wurde nun der Film "Berlin East Side Gallery" gezeigt. Er lockte allerdings nur sehr wenige Besucher an.

 Einer von 118 Künstlern: Auch der Leverkusener Peter Lorenz trug einen Teil zur "East Side Gallery" bei. Das Foto zeigt ihn bei der Sanierung seines Werks im Jahr 2009.

Einer von 118 Künstlern: Auch der Leverkusener Peter Lorenz trug einen Teil zur "East Side Gallery" bei. Das Foto zeigt ihn bei der Sanierung seines Werks im Jahr 2009.

Foto: Lorenz (Archiv)

Nur zwei Männer aus Leverkusen und eine Frau aus Leichlingen schienen sich für den Dokumentarfilm "Berlin East Side Gallery" zu interessieren, der im Opladener Scala Kino gezeigt wurde. "Unter allen Sondervorstellungen ist das der absolute Negativ-Rekord", sagte Kino-Chef Thomas Schöneborn. "Für die so genannte Kunstwelt ist die East Side Gallery nicht bedeutend", bemerkte der ebenfalls anwesende Regisseur Dirk Szuszies.

Mangels Masse bat er die Besucher im Anschluss zur Diskussion an die Theke. Und die Runde verkleinerte sich sogar noch weiter: Johanna Wimmer aus Leichlingen bedauerte, dass sie zum Bus müsse, und verabschiedete sich. So blieben nur die Kunstschaffenden Peter Kaczmarek und Jürgen Trzebinczyk übrig. Sie zeigten sich stark beeindruckt vom 120-minütigen Film. "Wie ein Schnelldurchlauf durch die deutsche Geschichte", urteilte Peter Kaczmarek. Für ihr Werk über das letzte, insgesamt 1,3 Kilometer lange noch erhaltene Teilstück Berliner Mauer in der Mühlenstraße zwischen Berliner Ostbahnhof, Oberbaumbrücke und Spree haben Szuszies und seine Lebensgefährtin Karin Kaper viele Künstler portraitiert und alle an der Restaurierung und Sanierung vor sechs Jahren Beteiligten begleitet.

118 Künstler aus 21 Ländern haben ihre Spuren auf dem Mauer-Monument hinterlassen. Zu ihnen gehört auch der Leverkusener Künstler Peter Lorenz, der allerdings nur ganz kurz eingeblendet ist. "Es geht nicht darum, ob 500 Picasso zu sehen sind, sondern die Gallery wirkt in ihrer Gesamtheit", betonte der Regisseur, der im Film auf jeden Kommentar verzichtete. Stattdessen nehmen diverse Akteure bewegt Stellung zu Hintergründen und Konflikten über Freiheit, Menschenrechten und deutsch-deutscher Teilung. Immer wieder betonen sie, warum es so wichtig sei, die größte Open Air Galerie der Welt, die seit Maueröffnung 1990 schon Millionen Besucher aus aller Welt anzog, zu erhalten. Für Berliner gibt es vor allem einen Grund. "Ich habe vergessen, wo die Mauer war. Wie sollen es Touristen nachvollziehen können?", sagt eine Frau.

Zudem weisen die Filmemacher auf eine weitere Entwicklung hin: In einem Bürgerentscheid 2008 sprach sich im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg eine klare Mehrheit gegen eine Bebauung des Spreeufers und des ehemaligen Todesstreifens an der East Side Gallery aus. Trotzdem entstünden dort "monströse Hochbauten", für die bemalte Mauersegmente entfernt wurden. Der Kampf der Künstlerinitiative East Side Gallery gegen die Interessen mächtiger Investoren stehe "beispielhaft für die weit verbreitete verfehlte Stadtentwicklung in den Ballungszentren".

(gkf)
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