Leverkusen Neue Biografie zu Carl Duisberg

Leverkusen · Carl Duisberg ist einer der wichtigsten Köpfe der Stadt. Als studierter Chemiker besaß der am 9. März 1935 verstorbene Duisberg großen Anteil am Umzug der Farbenfabriken von Friedrich Bayer 1912 ins kleine Wiesdorf.

Aus Leverkusener Sicht ist die 2016 durch Historiker Werner Plumpe entstandene Biografie also besonders interessant. Durch 25.000 erhaltene Briefe rekonstruierte der Professor der Goethe-Universität (Frankfurt/M.) Aspekte des aus Duisbergs Leben. Und trug sie jetzt im Wiesdorfer Restaurant "Kulisse" im Erholungshaus vor.

Die Karriere Duisbergs, ist sich Plumpe sicher, wäre später nicht mehr möglich gewesen. Duisberg kam in der Übergangsphase von einer "Familienklitsche", wie Plumpe den Ursprung Bayers liebevoll nennt, zu einem Großunternehmen zur Farbenfabrik. Dieser Übergang zog sich von 1880 bis 1940 und sollte die treibende Kraft auf dem Weg zu einem Weltmarktführer werden.

Sein Reichtum war für damalige Verhältnisse exorbitant hoch. Rund 500.000 Reichsmark im Jahr verdiente Duisberg - "das ist 2000 Mal mehr als ein einfacher Arbeiter". Zwar habe er durchaus Verständnis für die Sorgen und Nöte der Belegschaft gehabt. Dass diese ihre Belange vortrug, behagte ihm aber nicht. "Obwohl er selbst aus kleinen Verhältnissen kam", sagte Plumpe.

Der Krieg spielte im Leben des promovierten Chemikers, der eine große Affinität zu den USA, zu Cocktails und Pyjamas hatte, eine große Rolle. Wandte sich die Reichsführung doch sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg an die Chemiekonzerne ob der schlechten Rohstofflage. Der Auftrag: Waffenherstellung. So forderte Duisberg aber auch das konsequente Einsetzen der hergestellten Kriegswerkzeuge - wirtschaftlich nachvollziehbar, aber sicher nicht sonderlich sympathisch, merkte Plumpe an.

(brü)
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