Leverkusen Neue Chance für die Wochenmärkte

Leverkusen · Montag entscheidet der Rat, ob die Stadt die Wochenmärkte in die Hände von privaten Marktbetreibern legen soll.

 Der Opladener ist der größte Wochenmarkt und das Zugpferd in Leverkusen. Er lockt seit Jahren auch Auswärtige am Donnerstag in die Stadt, ist fixer Treffpunkt auch zum Austausch und Plausch für viele Besucher.

Der Opladener ist der größte Wochenmarkt und das Zugpferd in Leverkusen. Er lockt seit Jahren auch Auswärtige am Donnerstag in die Stadt, ist fixer Treffpunkt auch zum Austausch und Plausch für viele Besucher.

Foto: Uwe Miserius

Auf die Straße gehen gegen eine mögliche Privatisierung des Opladener und der übrigen Wochenmärkte - wie noch vor einigen Jahren angekündigt - will Rainer Schiefer, Vorsteher des Bezirks II (Opladen) nicht mehr. Vielmehr sei er gespannt, wer sich als Marktbetreiber melden wird, wenn die Stadt demnächst private Anbieter und die örtlichen Werbegemeinschaften zu diesem Thema anschreibt. Vorausgesetzt, der Rat stimmt am Montag dem entsprechenden Beratungspapier zu. Darin heißt es: "Der Rat beauftragt die Verwaltung, zur Findung eines geeigneten Organisators sämtlicher Leverkusener Wochenmärkte ein Auswahlverfahren unter Beachtung der vergaberechtlichen Grundsätze durchzuführen."

Vor drei Jahren war das Thema schon einmal in dem Gremium diskutiert worden. Die Verwaltung wurde beauftragt, unter anderem Angebote privater Marktorganisationen einzuholen. Bisher wurde der Ratsbeschluss noch nicht umgesetzt - soll dies aber nun dringlich werden. Denn: "Wir wollen im Frühjahr eine Entscheidung haben, wer die Märkte betreiben wird", sagte Finanzdezernent Frank Stein am Donnerstag im Finanzausschuss.

Die Gründe für die Neuausrichtung: • Der Zulauf von Kunden gehe zurück, so schrumpfe auch die Zahl der Stände; • die Stadt beziffert eine seit 2010 existente Unterdeckung bei den Einnahmen der Märkte von zuletzt rund 40.000 Euro (2015). Den Opladener Markt will Schiefer da ausgenommen wissen: "Der hat laut Stadtaussage von vor zwei Jahren 40.000 Euro Überschuss im Jahr erwirtschaftet. Wir halten diese Überschüsse aber nicht in Opladen, sie sollen zum Ausgleichen des Defizits aller Märkte beitragen."

Die Stadt will die Wochenmärkte nun zukunftsfit machen - durch einen professionellen, auf Wochenmärkte spezialisierten Marktveranstalter. Der soll für fünf Jahre beauftragt werden und die Wochenmärkte der Stadt als Gesamtpaket übernehmen. Im Bezirk II und im Finanzausschuss merkte Markus Pott (OP Plus) an, man möge die Werbegemeinschaften ebenfalls fragen, sie hätten sonst keine Chance, sich als Ausrichter zu bewerben. Dieser Erweiterung stimmten die Bezirke II und III und der Finanzausschuss zu. Rainer Schiefer ist allerdings im RP-Gespräch nicht überzeugt, ob eine Werbegemeinschaft leisten kann, was notwendig sei: "So kann ein professioneller Marktorganisator auf einen Pool an Beschickern zurückgreifen, um Lücken zu füllen, und kann die Qualität der Ware angemessen beurteilen", nennt er Beispiele. Dass es immer mehr Ramsch auf den Märkten gebe, hatten Beschicker bei einem nichtöffentlichen Termin mit der Stadt beklagt. Dort war nach RP-Information von den Beschickern zunächst die Meinung vertreten worden, alles sollte in städtischer Hand bleiben. Auch das Argument, durch einen privaten Betreiber wie etwa der Marktgilde, die diverse Wochenmärkte organisiert, würde die Miete teurer, entkräftet Schiefer: "Die Marktgilde etwa hat nur ein anderes Berechnungssystem. Das kommt aber aufsselbe raus."

Schiefer hatte sich auf einem Opladener Marktrundgang im Frühjahr mit der RP bei den Beschickern umgehört, kürzlich nahm er an einem Stadttermin teil, bei dem die Marktgilde vorgestellt hat, wie private Anbieter arbeiten. Seine Einschätzung: "Die städtische Vorlage beschreibt genau die Situation. Dem kann man zustimmen."

(RP)
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