Turnhalle in Leverkusen Neukirchener Sportler laufen Sturm gegen Stadtpläne

Leverkusen · 200 Mitglieder von NTV und BV Bergisch Neukirchen kamen zum Ortstermin mit den Bau-, Sozial- und Sportdezernenten.

 Andrea Deppe, Markus Märtens und Marc Adomat von der Stadtspitze (v.l.) sahen sich gestern beim Ortstermin an der Sporthalle Wuppertalstraße rund 200 Vereinsmitgliedern von BV und NTV gegenüber, die viele Fragen und etliche Vorwürfe wegen des kurzfristigen Handelns der Stadt hatten.

Andrea Deppe, Markus Märtens und Marc Adomat von der Stadtspitze (v.l.) sahen sich gestern beim Ortstermin an der Sporthalle Wuppertalstraße rund 200 Vereinsmitgliedern von BV und NTV gegenüber, die viele Fragen und etliche Vorwürfe wegen des kurzfristigen Handelns der Stadt hatten.

Foto: Uwe Miserius

Spordezernent Marc Adomat versucht gleich zu Beginn, zu glätten, was nicht zu glätten ist. "Wir haben in den vergangenen Tagen viele Gerüchte gehört, etwa dass die Flüchtlinge zweieinhalb Jahre in der Turnhalle bleiben sollen. Das ist großer Quatsch." Weiter kommt er nicht. Denn die Wogen in Bergisch Neukirchen wegen des Umbaus der Halle zur vorübergehenden Flüchtlingsunterkunft schlagen hoch. "Warum müssen unsere Kinder weichen?", ruft einer der rund 200 anwesenden Mitglieder des Neukirchener TV und des BV Bergisch Neukrichen. Sie haben sich auf dem Vorplatz der Halle versammelt, um mehr von der Stadtspitze zu erfahren, als der Vierzeiler, der am Freitagmittag zum Hallenumbau bei den Vereinen eingetroffen war, besagt.

 Das Panoramafenster, durch das Wolfram Schrick (NTV) fürs Foto schaut, lässt viel Licht in der Halle zu, aber auch viele Blicke von Neugierigen. Die Stadt will die Fensterfront für die Flüchtlinge wohl mit Gardinen versehen.

Das Panoramafenster, durch das Wolfram Schrick (NTV) fürs Foto schaut, lässt viel Licht in der Halle zu, aber auch viele Blicke von Neugierigen. Die Stadt will die Fensterfront für die Flüchtlinge wohl mit Gardinen versehen.

Foto: UM

Adomat ist mit Sozialdezernent Markus Märtens und Baudezernentin Andrea Deppe zum Ortstermin mit den Vereinsvorständen gekommen. Märtens erläutert, dass die Bezirksregierung Arnsberg der Stadt die Flüchtlinge zuweist und Leverkusen sie aufnehmen muss. 200 seien bereits in den ersten beiden Monaten des Jahres der Stadt zugewiesen worden. Das könne das Leverkusener Modell (Unterbringung der Flüchtlinge in Wohnungen, Red.) nicht allein leisten. "Warum werden die Flüchtlinge nicht in leerstehenden Kasernen untergebracht?", poltert ein Mann aus der Menge erregt. Märtens kontert: "Dann zeigen Sie mir, wo eine in Leverkusen steht."

Hallennutzung soll bis August eingeschränkt werden

Andrea Deppe unterstreicht die Rolle der Bezirksregierung: "Wir müssen die Flüchtlinge aufnehmen, wir haben keine Wahl", argumentiert sie mit zarter Stimme gegen die Menge an. "Aber wir haben eine Wahl", ruft ein NTV-Mitglied. "Im September." Die Stimmung auf dem Vorplatz ist angespannt. Auch deshalb, weil die Vereinsmitglieder auf genauere Antworten hoffen. Darauf, warum ausgerechnet ihre Halle umfunktioniert werden soll und nicht andere Gebäude wie die leeren Eisenbahner-Wohnungen in Opladen, die Smidt-Arena oder die "Bullenklöster" am Smidt-Kreisel in Frage kommen. "Die Stadthalle Opladen steht schon seit zwei Jahren leer", merkt eine Frau an. "Und was heißt überhaupt vorübergehend?", tönt ein Mann. Deppe schränkt die Zeit der Hallennutzung für Flüchtlinge bis August, spätestens Oktober ein. Norbert Krämer vom Förderverein Sportplatz Bergisch Neukirchen schüttelt den Kopf. "Das ist zu lang."

So viele Flüchtlinge sind in NRW-Einrichtungen untergebracht
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So viele Flüchtlinge sind in NRW-Einrichtungen untergebracht

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Foto: dpa, bom fdt Ken jol

Während er, Jürgen Winkelmann (BV Bergisch Neukirchen) und Richard Hofschlaeger (NTV) mit den städtischen Leuten zum Gespräch ins Vereinsheim gehen, wird draußen weiter diskutiert. "Um das deutlich zu sagen, hier hat niemand etwas gegen Flüchtlinge, die Leute müssen untergebracht werden. Was uns stört, ist die Kurzfristigkeit, die die Stadt an den Tag gelegt hat", betont NTV-Mitglied Helmut Schulz. "Und dass es in der E-Mail geheißen hat, was wir bis Dienstag nicht an Geräten aus der Halle haben, landet auf dem Müll", ergänzt Horst Goldammer. "Wollen wir hoffen, dass der Zeitpunkt stimmt, den sie uns gerade genannt haben", sagt Horst Heinrich. Vereinskolleginnen bezweifeln, dass sie ab Oktober in die Halle können. "Das wird dieses Jahr nichts mehr, da muss doch wieder umgebaut werden", unken sie.

Kompromiss für den NTV

Celina Müller ist mit ihrer Mutter zum Ortstermin gekommen. Die Schülerin steckt im Fachabi am Berufskolleg. "Wenn der Sport jetzt wegfällt, fallen auch die Punkte aus dem Kurs für den Gesamtschnitt des Schulabschlusses weg", beklagt sie. Gerade für Schüler, die studieren wollten, wirke sich ein schlechterer Schnitt aus.

Während sich die Menge langsam auflöst, wird drinnen diskutiert. Ergebnis: "Der NTV konnte einen kleinen Kompromiss erzielen. Die Hand- und die Federballer dürfen bis Mitte April parallel zu den Bauarbeiten wohl in der Halle spielen", fasst Jürgen Winkelmann später zusammen. Der BV sei kaum betroffen. "Das Jugendheim bleibt, somit unsere Umkleideräume. Unsere Hallenturniere, Einnahmequelle zur Finanzierung des Kunstrasenplatzes, fallen weg." Baustart soll der 1. Juni bleiben. Die Furcht, dass durch die Situation Mitgliederschwund auftritt, bleibt auch.

(RP)
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