Leverkusen "Niemand darf euch anfassen" - Theaterstück gegen Missbrauch

Leverkusen · Lautes Kinderlachen hallt durch den Agamsaal des Forums Leverkusen. Das auf einer kleinen Bühne aufgeführte Theaterstück für rund 300 Schüler der dritten und vierten Klassen aus den Grundschulen in Wiesdorf, Manfort und Alkenrath kommt sehr gut an. Allerdings hat es einen ernsten Hintergrund.

Speziell auf Kinder ausgerichtet geht es um sexuellen Missbrauch eben jener Zielgruppe. Das Jugendamt der Stadt sowie der Deutsche Kinderschutzbund stehen hinter der Aktion. Zum dritten Mal wurde ein solches, rund einstündiges Stück vor Grundschülern vorgespielt. Opladen und Rheindorf waren die beiden Stadtteile, deren Schüler mit der Thematik in Form des Theaters konfrontiert wurden.

"Schlebusch", sagt Christine Thierjung aus dem Vorstand des Kinderschutzbunds, "fehlt uns noch. Eigentlich müssten wir drei Aufführungen pro Jahr machen, nur eine davon bezahlt uns das Jugendamt." Daher sei der Bund auf der Suche nach Sponsoren. Schließlich solle ein jedes Kind ein solches Theaterstück gesehen haben. Wichtig sei dabei, dass das Thema nicht "bierernst" rübergebracht werde, dass es eine "lustige Komponente" gebe, betonte die 68-jährige ehemalige Schulleiterin der Rat-Deycks-Schule in Opladen.

Und eben das schaffte das Stück. Es verband die Ernsthaftigkeit des Themas mit einer überwiegend lustigen Geschichte: Eine Mischung aus Engel und Teufel fällt in das Zimmer eines Mädchens. Diese übersinnliche Kreatur möchte Schutzengel werden, es übernimmt einen sehr selbstironischen, aber doch ernstzunehmende Rolle. Das taffe Mädchen kann auf sich selbst aufpassen, lässt aber durchblicken, dass es nicht schlimm ist, Gefühle zu zeigen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Letzteres falle Kindern - gerade in der Schule - oftmals schwer, sagt Helmut Ring. "In der Schule wollen die Kinder nicht petzen. Den Unterschied zwischen Hilfeholen und Petzen, müssen sie erst lernen", erläutert der 66-jährige Ehrenamtler vom Kinderschutzbund und ehemalige Rektor der Opladener Remigiusschule. Mit einem kleinen, im Theaterstück eingebauten Quiz, in das die Kinder einbezogen werden, wurde dieser Unterschied spielerisch herausgearbeitet. Einer der wichtigsten Sätze dabei: "Niemand darf euch anfassen, egal wo."

Die Organisatoren von Jugendamt und Kinderschutzbund sind sich sicher, dass das Stück seinen Lehrzweck nicht verfehlt und Eindruck hinterlassen hat. "Ich denke, im dritten Schuljahr ist es angemessen, die Kinder mit der Thematik zu konfrontieren", sagt Thierjung. Gleichzeitig müsse man aber aufpassen, Kinder aus sehr behüteten Familien nicht zu überfordern.

(brü)
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