Bergisch Neukirchen NTV bietet Tennis für Flüchtlinge

Bergisch Neukirchen · Die Nachbarschaft zwischen der Notunterkunft in der Sporthalle und dem Neukirchener TV hatte positive Effekte.

 Training mit Flüchtlingen: Helmut Schneider (links) und Eckehard Müller zeigen ihren neuen Sportfreunden die richtige Balltechnik.

Training mit Flüchtlingen: Helmut Schneider (links) und Eckehard Müller zeigen ihren neuen Sportfreunden die richtige Balltechnik.

Foto: Uwe Miserius

Zuerst haben sie nur über den Zaun geschaut, seit einigen Wochen aber spielen sie jeden Tag Tennis auf der Anlage des Neukirchener Turnvereins (NTV): Wessam Al-Hallak aus Syrien und die Iraker Goran Omaad Assad, Kheder-Ali Khelaf, Shevan Adil Ahmet und Kheder Krus Kassm, Flüchtlinge, die im Juni/Juli in der Turnhalle Wuppertalstraße untergebracht waren, haben eine sportliche Heimat in der Tennisabteilung des NTV gefunden. "Wir haben damals diskutiert, was wir gegen die Belegung unserer Sporthalle tun können", sagt Tennis-Abteilungsleiter Peter Maubach rückblickend. Doch stattdessen entschieden sich die Sportler, etwas für die Flüchtlinge zu tun.

Ausgegangen ist dieses Engagement vor allem von NTV-Mitglied und Tennisspieler Helmut Schneider (75). "Ich habe im Sport viel erlebt, hier habe ich die Möglichkeit, etwas zurückzugeben", erzählt Schneider. Zuerst sprach er deshalb mit den Sicherheitsleuten, die die Menschen in der Sporthalle bewachten. Die gaben die Idee offenbar an Bernhard Hampel weiter, der die Flüchtlinge ehrenamtlich betreut. Damit kam das Projekt "Tennis für Flüchtlinge" richtig ins Rollen. Helmut Schneider kaufte den ersten Satz Tennisschuhe, Bernhard Hampel zeigte sich gleichermaßen spendabel. Beim Opladener Sportgeschäft Felten stieß der NTV-Sportler zudem auf offene Ohren: Es stellte Schläger, Hemden, Hosen und Socken zur Verfügung, so dass Helmut Schneider gemeinsam mit NTV-Mitglied Eckehard Müller die Männer nun täglich trainieren kann. "Da sind echte Talente dabei", schwärmen die Übungsleiter. Andere Mitglieder hätten kaum glauben können, dass die Flüchtlinge in ihrer Heimat niemals zuvor Tennis gespielt haben. Die Fünf nehmen mittlerweile jeden Tag eine längere Anfahrt in Kauf, um den Sport weiter ausüben zu können. Schließlich sind sie von der Wuppertalstraße zwischenzeitlich in die Reuter- und in die Görresstraße umgezogen. "Ich fahre jeden Tag zwei Stunden mit dem Bus", erzählt der Syrer Wessam Al-Hallak. "Dass wir Tennis spielen können, ist eine super Idee", sagt er. Nicht nur, dass die Sportart die fünf Männer begeistere: "Hier ist eine tolle Atmosphäre, wir sitzen oft noch nach dem Sport mit den Menschen zusammen und lernen dabei auch ein bisschen Deutsch", berichtet Wessam Al-Hallak. Helmut Schneider hat seinen Einsatz bislang nicht einmal bereut: "Das sind einfach tolle Jungs. Schau' ihnen ins Gesicht, dann geht dir das Herz auf", sagt er angesichts der Herzlichkeit und Begeisterung, mit der die Flüchtlinge zum NTV kommen. Und sie geben dem Verein sogar etwas zurück. Als vor kurzem die Grünanlagen des Vereins gepflegt werden mussten, waren die Männer stundenlang im Einsatz. "Ich wollte ihnen hinterher ein bisschen Geld dafür geben", erzählt Helmut Schneider. "Wissen Sie, was sie zu mir gesagt haben? "Das können wir nicht annehmen, nicht unter Freunden!"

(inbo)
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