Leverkusen "Nur acht Prozent in der Dhünnaue sind gefährlich"

Leverkusen · Der Landesbetrieb Straßen.NRW weist die Vorwürfe von sich, Bevölkerung und Politiker nicht ausreichend über den geplanten Eingriff in die Giftmülldeponie Dhünnaue informiert zu haben.

Der ist seiner Meinung nach für den Neubau der A1-Rheinbrücke notwendig. "Wer sagt: ,Man weiß nichts', der lügt. Wer wissen will, kann wissen", betonte Winfried Pudenz, Abteilungsleiter im NRW-Verkehrsministerium und ehemaliger Hauptgeschäftsführer von Straßen.NRW, bei einer Sitzung des Verkehrsausschusses des Landtags gestern. Die Pläne seien in diversen Publikationen und im Internet nachlesbar. Es sei auch noch keine Entscheidung für den zweiten Bauabschnitt gefallen, ob ein Tunnel oder eine Stelze errichtet werde. "Der erste Bauabschnitt der Brücke ist so angelegt, dass sowohl eine Hoch- als auch eine Tieflage im Anschluss möglich sein werden."

Straßen.NRW nutzte die Sitzung einmal mehr, um das Vorhaben rund um die Altlast Dhünnaue zu erklären. Nördlich und südlich der heutigen A1 im Autobahnkreuz West müssten ganze Flächen der ehemaligen Deponie abgetragen werden, um Platz für Böschungen an der verbreiterten Autobahn zu bekommen, berichtete Dr. Ingrid Obernosterer, Gutachterin des Landesbetriebs. An anderen Stellen seien punktuelle, tiefe Eingriffe in die Dhünnaue nötig, nämlich dort, wo die Verankerungen für die neue Brücke in die Erde getrieben werden müssten. Im Vorfeld habe man zahlreiche Probebohrungen vorgenommen. Ergebnis: "40 Prozent sind Bauschutt und Erden, sechs Prozent Hausmüll, zehn Prozent Klärschlämme, 30 Prozent sonstige Abfälle wie Schlacken und 16 Prozent anorganische und organische Rückstände aus der chemischen Industrie." Senfgas, wie von manchem Bürger befürchtet, habe man nicht gefunden. "Es gibt keinerlei Hinweise, dass dort einmal Kampfstoffe abgelagert wurden", sagte Obernosterer. Man gehe davon aus, 230.000 Kubikmeter Material entsorgen zu müssen und dafür genügend Kapazitäten in NRW zu haben. "Das Meiste ist gering oder nicht belastetes Material. Nur acht Prozent sind gefährliche Materialien." NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) erklärte, die Risiken eines Eingriffs in die Altlast seien "beherrschbar". Grundstücksankäufe für das jetzige Bauvorhaben seien noch nicht erfolgt, versicherte Pudenz auf Anfrage der CDU.

Der Leverkusener Finanzausschuss diskutierte gestern heftig über den Autobahnausbau/Dhünnaue, vertagte das Ganze aber dann auf die Ratssitzung am Montag, weil es noch offene Fragen gebe und man die Ergebnisse der Landtagsdiskussion abwarten wolle.

(RP)
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