Leverkusen Opladen: Busbahnhofs-Schlägerei mit Morddrohung

Leverkusen · Zwei Flaschen Wodka und jeder zwei Flaschen Bier hatte ein Trio junger Männer getrunken, bevor es am Busbahnhof in Opladen im August vergangenen Jahres zu einer Schlägerei mit Folgen kam.

Nach dem Gelage im Park des Remigius-Krankenhauses und später am Naturgut Ophoven wollten die drei Männer aus Leichlingen und Leverkusen eigentlich mit dem Bus nach Hause fahren. Doch einer von ihnen bemerkte, dass sein Handy weg war. Und schon hatte er seinen damals 19-jährigen nur flüchtig Bekannten in Verdacht, das Handy gestohlen zu haben. Am Busbahnhof kam es dann zum nonverbalen Teil der "Aussprache". Mehrere Zeugen sagten gestern vor dem Schöffengericht aus, der Handybesitzer habe den von ihm Beschuldigten mehrfach heftig mit der Faust geschlagen und ihm sogar gedroht: "Gib mir das Handy, sonst erstick ich dich!"

Dieser Beschuldigte war gestern aber nicht anwesend. Er verbüßt in der JVA Remscheid einen sogenannten Ungehorsamsarrest, wie der Richter wusste. Ein Ungehorsams-arrest ist eine Form von Jugendarrest, der bei schuldhafter Nichterfüllung von Weisungen oder auch als Druckmittel verhängt werden kann.

Wenn er aus dem Arrest entlassen wird, muss er sich aber sofort wegen der Schlägerei am Busbahnhof in Opladen vor dem Schöffengericht verantworten. Richter und Staatsanwalt signalisierten gestern bereits, dass die Ankündigung "gib mir das Handy, sonst erstick ich dich" juristisch sogar als Morddrohung bewertet werden könnte.

Gut davon kam gestern vor dem Schöffengericht allerdings der 26-jährige ehemalige Freund des mutmaßlichen Schlägers. Der junge Mann aus Leichlingen wurde freigesprochen. Er selbst und alle drei gestern gehörten Zeugen sagten einheitlich aus, dass dieser"nur dabei gestanden hatte". Er habe versucht, die Situation zu deeskalieren.

Widersprüchliche Aussagen machte allerdings das Opfer der Schlägerei. Der junge Leverkusener hatte nicht nur am Tatort und einen Monat später bei der Polizei zwei unterschiedliche Versionen des Geschehens kundgetan. Auch gestern vor Gericht verwickelte er sich in Widersprüche, sagte zumeist aber, dass er sich nicht mehr erinnern könne. Der Geschädigte beharrte aber schließlich darauf, nur einen einzigen Schlag gegen den Kopf bekommen zu haben. Eindeutig sagte er lediglich, dass er nicht von dem gestern auf der Anklagebank sitzenden Leichlinger angegriffen worden sei.

Im noch ausstehenden Schöffen-Gerichtsverfahren gegen den jungen Leverkusener, der wegen des Vorfalls am Busbahnhof nun auch wegen Morddrohung angeklagt werden kann, wird der Geschädigte aber wieder aussagen müssen. Doch zunächst sitzt der Beschuldigte noch gut zwei Wochen Ungehorsamsarrest ab.

(RP)
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