Leverkusen Ordensschwester mit Charisma und Herz für tamilische Asylsuchende

Leverkusen · Heiter gestimmt und mit leichtem Fuß durch weite Räume eilend, wie Gerda Frank wird mancher Schwester Anne Hartmann in Erinnerung behalten. Am Montagabend trafen sich Tamilen und Deutsche in der Kapelle der Marienschule zum Gedenken an die Schwester der Armen Dienstmägde Jesu Christi, die im August plötzlich verstorben ist. Von 1980 bis 1988 unterrichtete sie an der Marienschule, dann wurde sie nach Hofheim versetzt, wo sie bis zu ihrem Tod Lehrerin war.

 Gedenkstunde der tamilischen Familien für Schwester Anne Hartmann, eine frühere Marienschul-Lehrerin, in der Aloysius-Kapelle.

Gedenkstunde der tamilischen Familien für Schwester Anne Hartmann, eine frühere Marienschul-Lehrerin, in der Aloysius-Kapelle.

Foto: Uwe Miserius

Fast 30 Jahre ist es her, dass sie Leverkusen verließ, und dennoch ist die lebhafte, stets heitere und hilfsbereite Schwester hier präsent. Nie gab es so viele Facebook-Einträge von Ehemaligen wie nach ihrem Tod. Einstige Schüler, Kollegen und zwei Tamilen formulierten in dem Gedenkgottesdienst ihre wertschätzenden Erinnerungen. Für tamilische Familien, die vor 30 Jahren in Leverkusen Asyl suchten, war sie ein verlässlicher Mensch in einer neuen, unbekannten Welt, deren Sprache sie zunächst nicht verstanden. "Wir verständigten uns mit Händen und Füßen und oft nur wenigen Brocken Englisch", erzählt Gerda Frank, die 1982 den Asylkreis St. Remigius ins Leben rief. Ihr Sohn hatte eines Tages einen tamilischen Freund mit nach Hause gebracht, dadurch war der Kontakt zu der Gruppe entstanden, die zunächst aus acht Familien bestand. Die Kinder waren es auch, die schnell die Sprache lernten und perfekte Dolmetscher wurden. Gerda Frank gewann Schwester Anne für den Asylkreis. "Das war die wertvollste Gabe, bei allen Spenden, die ich gesammelt habe", sagt sie. Angesichts der heutigen Flüchtlingssituation werden täglich die Erinnerungen geweckt. Und der Gedanke, wie wichtig doch eine verlässliche und kontinuierliche Bezugsperson ist, der man vertrauen kann. "Das bedeutet ganz viel für Menschen, die entwurzelt sind", sagt sie.

Die tamilischen Familien, inzwischen leben 120 in Leverkusen, haben in den vergangenen drei Jahrzehnten erste Wurzeln in ihrer neuen Heimat ausgebildet. "Einige sind schon hier begraben, viele der Kinder studieren, es sind die ersten Enkel hier geboren", weiß Gerda Frank, die Kontakt zu den Asylsuchenden von damals gehalten hat. Bis 2001 veranstaltete man jährlich eine Weihnachtsfeier für die Tamilen, etwas typisch Deutsches als Revanche für so viele Einladungen.

Schwester Anne hatte Charisma, beschrieb sie der stellvertretende Schulleiter Werner Voss. Sie habe ausgestrahlt, dass Gottes Geist sie antrieb. Und das spürten auch die Menschen hinduistischen Glaubens, die von Sri Lanka geflohen waren.

(mkl)
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