Medizintourismus Patienten aus Aserbaidschan schätzen das Klinikum Leverkusen

Leverkusen · Medizintourismus gibt es nicht nur in großen Städten. Auch das Klinikum Leverkusen hat dort ein Marktsegment erkannt. Auf seinen Komfortstationen logieren Gäste aus Arabien, Russland und Aserbaidschan.

 Patientinnen gerade auch aus muslimischen Ländern schätzen das Angebot im Klinikum. Komfortstationen in den einzelnen Abteilungen steigern die Attraktivität für Privatpatienten aus dem Ausland.

Patientinnen gerade auch aus muslimischen Ländern schätzen das Angebot im Klinikum. Komfortstationen in den einzelnen Abteilungen steigern die Attraktivität für Privatpatienten aus dem Ausland.

Foto: Klinikum Leverkusen

Mal eben in Düsseldorf die Nase richten und dann zum Shoppen auf die Kö. In München geht es nach dem Prostata-Check ins Hofbräuhaus oder ein paar Kilometer weiter auf die Skipiste. Städte und Großkliniken in Deutschland haben den Trend längst erkannt: Reiche Privatpatienten aus dem Ausland schätzen zunehmend die hohen Standards deutscher Medizin und den modernen Komfort in den Krankenhäusern. Inzwischen auch in Leverkusen.

Hier hat das Klinikum in den vergangenen Jahren seine Privatstationen komfortabel ausgebaut - mit dem Effekt, dass sich auch betuchte Privatpatienten aus fernen Ländern dort wohlfühlen.

Durch Mundpropaganda nach Leverkusen

So findet etwa der Leiter der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Prof. Kubilay Ertan, in den gehobenen Kreisen Aserbaidschans immer mehr Frauen, die ihm vertrauen und auch den langen Weg für Untersuchungen oder Entbindungen nicht scheuen. Das hat Gründe. Der türkischstämmige Gynäkologe versteht ihre Muttersprache. "Viele dieser Patientinnen sprechen türkische Dialekte", sagt der Chefarzt, der auch viele türkische Patientinnen und Frauen aus arabischen Ländern in seiner Kartei hat. Dass nun Patientinnen aus Aserbaidschan kommen, habe viel mit "Mundpropaganda" zu tun, sagt Ertan. Viele Empfehlungen habe er über die chirurgische Abteilung in Leverkusen erhalten. "Erst kamen die Männer, nun auch die Frauen."

Die deutsche Medizin habe eben weltweit einen guten Ruf, weiß Ertan nicht zuletzt auch aus Gesprächen mit ausländischen Kollegen. Andere Länder seien im Vergleich mit Deutschland zunehmend unattraktiv, so etwa England oder Amerika. "In England gibt es so lange Wartezeiten in Kliniken, dass sogar die Engländer selbst nach Deutschland kommen." Gerade in der arabischen Welt gebe es eine zunehmende Abkehr von amerikanischen Kliniken, gerade jetzt, da die neue US-Regierung unter Donald Trump ihre restriktive Einreisepolitik gegenüber Muslimen anwende. Ertan spricht von einem "interessanten Markt" - "das könnte man ausbauen."

Auslandspatienten sollen kein Geschäftsmodell werden

Solche Gedanken hat Klinik-Geschäftsführer Hans-Peter Zimmermann derzeit eher nicht. "Wir sind in erster Linie für die Patienten aus Leverkusen und Umgebung zuständig", stellt er klar. Eine strategische Ausrichtung, vermehrt zahlungskräftige Patienten aus Ländern außerhalb der EU anzulocken, gebe es nicht. "Dazu braucht man eine bestimmte Größe", sagt Zimmermann. Dass gerade die Privatpatienten aus Nicht-EU-Ländern besonders attraktiv sind, weiß auch er. Denn mit ihnen könnten Honorare frei und außerhalb eines von der EU festgelegten Rahmens vereinbart werden. Derzeit ist das Geschäft in Leverkusen noch überschaubar: Rund 300.000 Euro von etwa 60 Patienten fließen jährlich in die Klinikumkassen.

(bu)
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