Leverkusen/Leichlingen Pfarrer vergleicht Klatschende mit Affen

Leverkusen/Leichlingen · Ein Leichlinger Pfarrvikar brüskiert die applaudierende Gemeinde mit einem Affenvergleich. Geistliche bis hin zum Papst sind toleranter.

 Papst Franziskus lächelte, als die Gottesdienstbesucher ihm applaudierten.

Papst Franziskus lächelte, als die Gottesdienstbesucher ihm applaudierten.

Foto: dpa, mau ss dbo

Dürfen Gottesdienstbesucher in der Kirche applaudieren, wenn ihnen die Musik gefallen hat? Pfarrvikar Benno Porovno sagt dazu ein klares Nein. Das hat er auch den Besuchern der vergangenen Samstagabend-Messe deutlich gemacht. In St. Johannes Baptist hatte Pfarrer Porovne in seiner Predigt heftig kritisiert, dass in Gottesdiensten applaudiert wird, zum Beispiel, wenn der Kirchenchor gesungen hat. Der Pfarrer hat dabei die Applaudierenden sogar wörtlich mit Affen verglichen, die sich gegenseitig beklatschen.

Dieser Vergleich mit Affen ist allerdings bei vielen Gottesdienstbesuchern sehr schlecht angekommen. Sie fühlten sich beleidigt und haben auf ihre Weise reagiert. Für das Bach-Werk, das Kantorin Pia Gensler-Schäfer zum Ausgang spielte, applaudierte nach Teilnehmerangabe mindestens die Hälfte der Anwesenden — demonstrativ.

Die Kantorin hat nach eigenen Angaben sofort nach der Messe mit dem Pfarrvikar gesprochen. Zum Inhalt dieser Unterredung wollte sie aber keine Angaben machen, sie habe die Angelegenheit persönlich geklärt.

Pfarrvikar Benno Porovno ließ sich im Nachgang zu seiner Predigt über den Applaus und seinen Affen-Vergleich auch nach wiederholten und vielfältigen Versuchen der Kontaktaufnahme nicht sprechen.

Der Leverkusener Stadtdechant Heinz-Peter Teller erinnert sich an seinen jüngsten Rom-Besuch mit den Messdienern: "Da haben alle applaudiert, als der Papst die Messe gehalten hat. Der Papst hat beim Applaus gelächelt. Und wenn der Papst lächelt, dann können die Leichlinger doch auch lächeln", merkt der Geistliche schmunzelnd an. Schließlich sei nicht nur das Amen in der Kirche, sondern auch der Applaus eine Form der Zustimmung, die in südeuropäischen Gemeinden ohnehin viel gängiger sei als hier zu Lande. Für Teller stellt sich die Frage, den goldenen Mittelweg zu finden und das Passende zu tun und zu lassen, um die Andacht nicht zu stören. Aber Applaus sei nichts, das ihn störe oder gar einen Vergleich mit Affen rechtfertige, sagt der Leverkusener Stadtdechant.

Pfarrer Winfried Kissel, Stellverteter des Kreisdechanten Rhein-Berg, erlebt nach eigenen Angaben auch hin und wieder Applaus nach Predigten und findet dies nicht so schlimm: "Ein Applaus kann auch wie ein Amen sein", sagt Dechant Kissel. Er wisse, dass Kardinal Meisner Applaus in Kirchen "nicht so gern hört", aber er selbst bitte die Gemeinde zumeist, zu Musikbeiträgen erst am Ende zu applaudieren. Die Andacht dürfe nicht durch Beifallsbekundungen gestört werden, meint der Geistliche. Eine andere Sache sei es aber, wenn Gospelchöre auftreten: "Da gehört das rhythmische Mitklatschen einfach dazu", sagt der katholische Geistliche, der sich über den Affen-Vergleich aus Leichlingen aber nicht äußern möchte: "Ich will meinem Kollegen nicht in den Rücken fallen", sagt der Dechant.

(RP)
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