Leverkusen Pfarrer will nicht Tebartz von Schlebusch sein

Leverkusen · Die evangelische Kirchengemeinde Schlebusch managt gerade viele Baustellen – Alkenrather kritisieren Presbyterium.

 Will die Kritiker überzeugen: Pfarrer Jürgen Dreyer.

Will die Kritiker überzeugen: Pfarrer Jürgen Dreyer.

Foto: Miserius (archiv)

Die evangelische Kirchengemeinde Schlebusch managt gerade viele Baustellen — Alkenrather kritisieren Presbyterium.

 Hat ausgedient: der Glockenturm der evangelischen Kirche Alkenrath. Die Gemeinde will die Glocken zum Gießen neuer Glocken einschmelzen.

Hat ausgedient: der Glockenturm der evangelischen Kirche Alkenrath. Die Gemeinde will die Glocken zum Gießen neuer Glocken einschmelzen.

Foto: Miserius

Die Evangelische Kirchengemeinde Schlebusch hat viele Baustellen. Deutlich zu sehen ist das in der Waldsiedlung, wo ein Bauzaun rund um die Friedenskirche errichtet ist, die saniert wird. Nahaufnahmen gibt es auf der Gemeinde-Internetseite, wo ein Bautagebuch eingerichtet ist. Bei einer Baustellenparty unter dem Motto "Betreten der Baustelle erwünscht!" am Freitag, 21. Februar, besteht die Möglichkeit, sich alles aus der Nähe anzusehen. Die beginnt mit einer kleinen Andacht und endet draußen bei Lagerfeuer, Stockbrot und Glühwein.

In der Osternacht soll dort wieder richtig Gottesdienst gefeiert werden, so die Planung. "Fertig sind wir dann allerdings noch lange nicht", erklärt Pfarrer Jürgen Dreyer. Die Neueröffnung des Gebäudes soll am 7. September mit einem Gemeindefest gefeiert werden. Die größten Arbeiten fallen im unteren Bereich an, wo eine moderne Toilettenanlage zusätzlich zur ebenerdigen Behindertentoilette installiert wird.

Vergrößert wird auch die Küche, die für viele Veranstaltungen nicht ausreichend war. Die Bedingungen für Kunstausstellungen, die es dort auch künftig geben soll, werden optimiert. Außerdem bekommt die Friedenskirche einen Glockenturm, so dass der Bau von der Straße aus deutlicher als Gotteshaus erkennbar ist. Der war zusammen mit der Kirche geplant, wurde aber aus finanziellen Gründen zurückgestellt.

Die praktische Idee, dort die Glocken aus dem Turm des stillgelegten Gemeindezentrums in Alkenrath aufzuhängen, lasse sich leider nicht umsetzen, sagt Dreyer. Deren Stimmung würde nicht zu den katholischen Glocken in der Waldsiedlung passen und man vermeidet von je her einen Missklang der Kirchen in Hörweite. Deswegen habe das Presbyterium nun beschlossen, die Alkenrather Glocken nach Maria Laach in die Glockengießerei zu bringen und wenigstens aus diesem Material die neuen herzustellen.

Zum Prozess des Gießens soll es einen Ausflug geben. "Das wäre ein würdevoller Umgang mit den Glocken", findet Dreyer, der überrascht war von den entrüsteten Reaktionen einiger Gemeindemitglieder aus Alkenrath. Die wolle man aber ernst nehmen: Am Montag, 10. Februar, 17.30 Uhr, gibt es eine Infoveranstaltung im katholischen Pfarrheim Alkenrath. Dazu gehöre die Vorführung des historischen Alkenrath-Films.

Entweder gelinge es, die Kritiker zu überzeugen oder man müsse eine andere Lösung finden, wenn die Alkenrather nicht zwei, drei Jahre mit einem leeren Turm leben wollten. So lange könnte es dauern, bis das Kirchengrundstück neu bebaut wird. Die angestrebte Lösung, dort seniorengerechte Wohnungen vom Diakonischen Werk bauen zu lassen, habe sich im Dezember endgültig zerschlagen. Jetzt suche die Gemeinde einen Investor für ein solches Projekt, weil der Bedarf auf jeden Fall da sei. "Wir wollen keine 08/15 Bebauung", sagt Dreyer klar. Jetzt müsse man darüber nachdenken, ob das alte Gemeindezentrum, Pfarrhaus und Turm schon einmal abgerissen werden, denn weichen müssen die Gebäude, weil sie nicht mehr sanierungsfähig sind.

Die dritte Baustelle wäre das zwischenzeitlich vermietete Pfarrhaus an der Martin-Luther-Straße. Geplant war, es nach einer Sanierung wieder als Pfarrhaus zu nutzen, von Dreyer und seiner Familie. Der Architekt habe ein Konzept vorgelegt, bei den geschätzten Kosten blieb dem Presbyterium die Spucke weg: 450 000 Euro.

"Ich gehe doch nicht als Tebartz von Schlebusch durch die Gemeinde", meint Dreyer. Aber jetzt bekommt man Zeit für eine Alternativsuche, weil das Haus für ein halbes Jahr an den WDR vermietet ist als Drehort für eine Staffel der ARD-Vorabendserie "Heiter bis tödlich". Das Pfarrhaus wird zum Elternhaus von Ex-Kommissar Manfred Mattern in Essen-Kettwig, wo er wieder einzieht, um sich um seine Mutter zu kümmern. "Da haben wir sogar Leben in der Gemeinde", sagt Dreyer, "vielleicht können wir sogar Komparsen unterbringen." Auf jeden Fall soll es ein kirchliches Public Viewing geben.

Und noch eine Baustelle gibt es in der Gemeinde: Der evangelische Kindergarten wird für die Summe von 950 000 Euro umgebaut.

(mkl)
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