Leverkusen Pflegeheim ist ein Armutsrisiko

Leverkusen · 41 Prozent der Sozialhilfeempfänger in Leverkusen leben in einem Alten- oder Pflegeheim. Der Sozialverband VdK schlägt bundesweit Alarm.

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Foto: dpa

Immer mehr Menschen in Leverkusen sind auf Sozialhilfe angewiesen. Dies weist eine neue Statistik aus. Demnach bezogen bei der letzten Erhebung Ende 2014 genau 1032 Leverkusener So-zialhilfe, 52 mehr als ein Jahr zuvor.

Die Begriffserklärung für die Zuwendungen ist etwas sperrig: Neben dem Arbeitslosengeld II (Hartz IV) für Arbeitssuchende gibt es verschiedene Arten der Sozialhilfe: unter anderem auch "laufende Hilfe zum Lebensunterhalt" (HzL) - das ist die Sozialhilfe im engeren Sinne.

Laut Statistik erhielten in Nordrhein-Westfalen zum 31. Dezember 2014 insgesamt 104.298 Kinder, Männer und Frauen diese Unterstützung (Vorjahr: 99.631). Bundesweit waren es 382.500 (Vorjahr: 370.300). Die "laufende Hilfe zum Lebensunterhalt" unterstützt Menschen, die weder Anspruch auf Hartz IV noch auf Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung haben. Auch Minderjährige unter 15 Jahren, die nicht im Haushalt der Eltern, sondern bei Verwandten leben, sind anspruchsberechtigt, wenn Einkünfte fehlen. Ebenso Bewohner in stationären Einrichtungen der Pflege oder der Altenhilfe.

In Leverkusen lebten der Statistik zufolge 427 aller 1.032 HzL-Empfänger in einem Alten- oder Pflegeheim, also ein Anteil von rund 41 Prozent.

Das Pflegeheim als Armutsrisiko?' Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VdK, legt den Finger in die Wunde. Sie sagt: "Pflegebedürftige müssen immer mehr aus der eigenen Tasche zahlen, weil die Leistungen der Pflegeversicherung den tatsächlichen Aufwand nicht mehr decken." Pflegebedürftigkeit sei daher inzwischen tatsächlich ein Armutsrisiko, "das durch einschneidende Maßnahmen verhindert werden" müsse.

Leverkusen schneidet in der Statistik dabei sogar noch vergleichsweise gut ab. Sozialdezernent Markus Märtens nennt Gründe: "Wir steuern bereits seit Jahren mit unseren Angeboten im Rahmen der wirkungsorientierten Altenhilfe gegen", sagt er. Die Stadt finanziert beispielsweise Beratungsangebote - niedrigschwellige Hilfen, die von den Trägern der Altenhilfe (Awo, Caritas, Diakonie etc.) durchgeführt werden.

"Durch diese Maßnahmen hat Leverkusen im Vergleich mit anderen Kommunen einen niedrigen Stand an Heimunterbringungen und damit Heimkosten", sagt Märtens.

Doch die Stadt tut noch mehr: Ein Projekt namens altengerechte Quartiere, das am 14. Januar öffentlich vorgestellt wurde, soll helfen, Senioren möglichst lange in der häuslichen Umgebung zu halten.

Im hügeligen Quartier Mathildenhof sind dabei die Versorgungs- und sozialen Strukturen für ältere Menschen fast vollständig weggefallen. In Opladen liegt der Anteil der Bürger 65 plus bei 21 Prozent.

Der Caritasverband Leverkusen und das CBT Haus Upladin sollen als Träger dort nun jeweils die Versorgungstrukturen bündeln sowie Synergieeffekte nutzen. Gleichzeitig sollen Beratungs- und Hilfsangebote ausgebaut werden, immer mit dem Ziel, die Senioren so lange wie möglich zufrieden in ihrer Wohnung zu belassen.

Die laufende Hilfe zum Lebensunterhalt soll den Grundbedarf decken, mehr nicht. Bundes- und landesweit sind immer mehr Bürger auf sie angewiesen, weil sie sonst durch die Maschen des sozialen Netzes fallen würden.

Und in Leverkusen? Gegenüber dem Vorjahr mit 980 stieg die Empfängerzahl um 52 oder 5,3 Prozent. Geht man ein weiteres Jahr zurück, waren es 879 Personen und weitere zwölf Monate zuvor 802.

73 Leistungsempfänger waren jünger als 18 Jahre. Weitere 796 waren im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 65 - und 163 hatten den 65. Geburtstag hinter sich. Die Bedürftigkeit in Leverkusen trägt zudem eher männliche Züge: Die 493 Empfängerinnen entsprechen 47,8 Prozent der Gesamtzahl.

(RP)
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